Neues Diogenes-Magazin


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Die Welt strebt vom Papier ins Internet. Andere sind dabei auf Teufel komm raus zu sparen. Und Diogenes bringt ein neues Kunden-Magazin heraus: hochwertig und auf Papier. Bezeichnend ist, dass kein Geld für einen besonders originellen Namen verschwendet wurde, sondern man eine klare Linie vorzog. »Diogenes-Magazin« und das war's.

Bezeichnend mag auch sein, dass auch im ersten Heft gleich Simenon mit im Boot ist. Natürlich ist es Marketing: Nicht nur in Bezug auf Simenon (schließlich nähert sich die Maigret-Serie ihrem Höhepunkt oder besser gesagt: Abschluss), sondern überhaupt. Aber festzuhalten bleibt, dass es sich dabei um Marketing in seiner besten Form handelt.

In den sechziger Jahren hatte der Heyne-Verlag, bei dem Simenon damals verlegt wurde, einen Band (»Nur für Bond-Freunde«)herausgebracht, der sich um James Bond drehte. Ian Fleming traf damals Georges Simenon und ein Journalist war dabei. Das Gespräch wurde einmal veröffentlicht und verschwand danach in der Versenkung, denn mit dem Wechsel zum Diogenes-Verlag wurde der Schriftsteller für Heyne recht uninteressant. (So uninteressant übrigens, dass man sich im Heyne-Verlag nicht einmal daran erinnern konnte, ihn jemals verlegt zu haben - aber das ist eine ganz andere Geschichte.) Nun findet man auf dem Titel des Magazins folgende Ankündigung:

»Bond contra Maigret«

Tilman Spreckelsen liest für faz.net (und auch Diogenes) alle Maigrets und schreibt jede Woche darüber. Also jede Woche ein neuer Band. Seine Leseerlebnisse fasst er kurz zusammengefasst, zusammen mit einigen Fakten und seinem Lieblingssatz. Für das Magazin wurde er nun befragt, wie das Lesen gewesen ist, was er gemocht hat und was er zur Abwechslung gelesen hat. Und dann:

Werden Sie nach den Maigrets die Non-Maigrets lesen?
Unbedingt, aber nur wenn der Verlag die Non-Maigret-Romane ähnlich bündelt und präsentiert wie jetzt alle Maigrets.

Eine gute Antwort, die hoffentlich als Anregung verstanden wird.

Eine andere interessante Frage wurde John Simenon gestellt, nämlich ob Maigret Mitglied seiner Familie gewesen sei:

Physisch glich Maigret meinem Vater überhaupt nicht. Geistig-seelisch entsprach Maigret aber sicherlich seinem männlichen Ideal. Sein Leben lang hat mein Vater versucht, eine gewisse Gelassenheit zu erlangen, die Maigret selbst in Krisensituationen behält.

Nun macht Simenon nur einen kleinen Teil in diesem Heft aus, es gibt auch andere (natürlich nicht wichtigere) Themen. Martin Suter und Ingrid Noll berichten über ihre ersten Lese-Erfahrungen, man spricht mit Donna Leon übers Essen und - wirklich sehr lesenswert - mit Ray Bradbury über Bücher und seinen Erfolgsroman »Fahrenheit 451«.

Das Heft ist durchweg gut gestaltet und eine Augenweide. Mit dem Bezug ist das jetzt so eine Sache: Man kann es kaufen und kostet zwei Euro. Das ist gewisse ein angemessener Preis für diesen Titel. Allerdings kann es auch gut sein, dass sie diese Hefte in der Buchhandlung geschenkt bekommen. Wer das Haus selten verlässt und trotzdem interessiert ist, kann auch ein Abo abschließen. Für drei Hefte, die im Jahr geplant sind, werden zehn Euro fällig.