Simenon ... un siècle!


Wer dieser Tage (und Monate) nach Lüttich fährt, sollte wissen, was er zu tun hat. Die Ausstellung und der Pfad: ersteres ist ein unbedingter Pflichttermin, letzteres ist sehr empfehlenswert, wenn man das Glück hat, beim Lüttich-Besuch schönes Wetter zu haben. Aber jetzt der Reihe nach.

Am 14. Februar hat die Simenon-Austellung »Simenon ... un siècle« eröffnet (und läuft noch bis zum 30. September 2003). Der Einzeleintritt in die Ausstellung kostet 9 Euro. Die Ausstellung befindet sich in der Mitte der Stadt. Vom Ausstellungsgelände zur berühmten »Innovation« sind es ein paar Schritte, vom Eingang in die Ausstellung blickt man auf das alte Rathaus, in dessen Keller seinerzeit ein Namenspatron des Kommissar Maigret gedient hat. Wenn man nicht gerade eine Reisegruppe vor sich hat, muss man sich um große Schlangen keine Sorgen machen. Hat man seine Eintrittskarte erworben, kann man sich auf den Weg in die Welt Simenons machen.

Ich würde die Ausstellung in vier Abschnitte einteilen: im ersten Abschnitt wird man mit den Jugendjahren und Frühwerken von Simenon vertraut gemacht. Unter anderem findet man dort einen Kiosk, in dem man viele (vielleicht auch sämtliche) Groschenhefte Simenons betrachten kann. Der zweite Abschnitt hat symbolischen Charakter: es wird gezeigt, wie andere berühmte Schriftstellerkollegen gelebt haben. Das haben die Ausstellungsmacher anhand des Decks eines Schiffes versucht nachzustellen. Der Besucher kann in die Kabinen schauen und sieht Gegenstände, die manchmal unmittelbar auf den Dargestellten schließen lassen, manchmal nicht. Dazu kommen erläuternde Texte (in frz. und holländisch) und Schaukästen, in denen Exponate zu sehen ist. Im Anschluss geht es weiter mit einer Demonstration berühmter Kollegen des Kommissar Maigret: hier wurden die Arbeitsräume der entsprechenden Kriminalisten nachgestellt. Im letzten großen Abschnitt wird man intensiv mit den Nachkriegsjahren Simenons vertraut gemacht. Eine Mischung macht diesen Abschnitt interessant. Der Besucher wandert nicht von Schaukasten zu Schaukasten, die Ausstellungsmacher haben die Atmosphäre aufgelockert, in dem sie Ausschnitte aus Interviews sowohl mit Simenon wie auch ihm nahestehenden Menschen zeigen. Als Rausschmeißer kann man dann das Durchwandern von Filmkulissen aus Simenon-Verfilmungen, der Wanderung an einem dunklen Quai entlang und das Flanieren durch einen großen Bücher-Flur betrachten.

Als offizieller Ausstellungskatalog dient ein Buch von Danielle Bajomée aus dem Verlag »La Renaissance du Livre« mit dem Titel »Simenon – une légende du xxe siècle«. In dem findet sich viel Material wieder, was Sie als Besucher in der Ausstellung zu sehen bekommen. Das Buch (Broschur, Hochglanzpapier – mehr Magazin als Buch) ist in sieben Kapitel aufgeteilt, die sich mit dem Schreiben, dem Leben und Leiden des Menschen (wiewohl auch Simenons), mit Kommissar Maigret und der Verarbeitung von Simenons Stoffen im Kino auseinandersetzen. Wenn ich es recht in Erinnerung habe, schlug der Ausstellungskatalog mit 30 Euro zu Buche.