Vom Unglück eines Sammlers

Im Buchregal


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Wenn das Wetter schön wäre, hätte ich dieses Wochenende ein Problem. Denn einerseits wartet einiges an Arbeit im Garten auf mich. Aber das stürmische Wetter und der Regen laden nicht ein, dieser Tätigkeit nachzugehen. Also Webseite, also Frühjahrsputz im Bücherregal.

Dabei fiel mir ein Buch in die Hände, das den Titel »30 Jahre Heyne-Tasschenbücher« trägt, und das ich mir irgendwann auch mal zugelegt haben muss. Eine Erinnerung hatte ich daran nicht. »Cool«, dachte ich und blätterte ein wenig. Nach Simenon, versteht sich.

Als ich um 2002 die erste Bibliographie erstellt hatte, hatte ich eine denkwürdige Begegnung mit dem Heyne-Verlag. Diese war zwar nicht persönlicher Natur, dafür nachhaltig. Ich fragte damals verschiedene, bekannte Verlage an, um zu erfahren, welche Bücher bei ihnen erschienen waren. Einzelne und vollständige Werke sind normalerweise nicht das Problem, diese bekommt man über die Nationalbibliothek ermittelt. Das Schwierige sind die Bände, in denen sich irgendwelche Geschichten verbergen.

Das klappte ganz gut. Nur der Heyne-Verlag gab mir kurz und knapp als Information zurück, dass bei ihm im Hause nie Simenon verlegt worden wäre.

Das war insofern kurios, da die Bücherkäufe eine von Werken in ihren Bücherschränken zu stehen haben.

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Nun habe ich eine mögliche Erklärung vielleicht gefunden: Der Praktikant hat die Anfrage bekommen und ging damit zu seinem Chef. Der sagte: »Kein Problem. Schau doch mal in unserem Buch nach, dass wir 1988 gemacht haben. Da ist eine komplette Bibliographie unseres Taschenbuch-Schaffens enthalten. Wenn Du da nichts findest, dann findest Du nirgendwo was.« Gesagt, getan. Der Praktikant besorgte sich das Buch und prüfte es.

Merkwürdig. Dieser Simenon wurde zwar im Stichwort-Verzeichnis aufgeführt. Aber erwähnt wurden nun eine Handvoll von Büchern. Er ging großzügig darüber hinweg, dass die Seite einen Kolumnentitel hatte, die auf Simenon hindeutete. Aber die paar Werke, das war einfach zu lächerlich, um zu sagen, Simenon wäre bei ihnen erschien. Der Praktikant setzte sich an den PC und schrieb die Antwort-EMail (er war vermutlich einer der wenigen, die 2002 dieses Internet-Dings schon bedienen konnte), und antwortete: »Es tut uns leid, Simenon ist bei uns nie erschienen.«

Ich für meinen Teil kaufte ein paare Jahre später auch dieses Buch, um festzustellen, dass ich das gleiche Exemplar bekommen habe. Nun fiel es mir wieder in die Hände. Aber was soll man mit einem Buch, das die wesentlichen Informationen nicht enthält, weil es fehlerhaft produziert worden ist. Ich werde es dem Altpapier überantworten und danach ein wenig Platz im Regal haben.