Dictionary

Geschichten-Umschreibung


Wie immer beginne ich mit einem kleinen Exkurs, bevor ich zum eigentlichen Punkt (oder Pünktchen) kommen werde. Als ich vor Jahren mit dem Aufbau der Datenbank angefangen habe, da dachte ich mir, es wäre »nett«, wenn ich die Übersetzer in den bibliographischen Informationen nennen würde. Sie bekamen ein Feld und ich habe es so gut, wie es möglich war, gefüllt. Mittlerweile sieht die Welt anders aus.

Die Übersetzer kämpfen in der literarischen Welt um die Anerkennung ihrer Arbeit. Ein Resultat tat dessen ist auch, dass sie bei Rezensionen genannt werden müssen. Da für fremdsprachige Autoren eine gute Übersetzung elementar ist, um in diesem Sprachraum bestehen zu können, ist die Arbeit unerlässlich. Übersetzer werden sicher nicht ein mieses Werk zu Gold machen können, aber eine schlechte Übersetzung kann aus einer guten Vorlage durchaus eine Katastrophe machen – also habe ich vollstes Verständnis für die Bestrebungen der Übersetzer, für den Leser sichtbarer zu werden.

Die Übersetzer-Übersicht

Neulich hatte ich schon verlautbaren lassen, dass ich bei Beschreibungen eines Titels immer die Ausgabe und damit auch den Übersetzer nennen werde. Das ist auf einem guten Weg. Am letzten Wochenende habe ich mich auch hingesetzt und ein wenig die Webseite erweitert, so dass man jetzt nach Übersetzern suchen kann, eine Übersicht über alle Simenon-Übersetzer hat und auch nachschauen kann, welche Simenon-Werke von welchem Übersetzer übersetzt worden sind. Als das fertig war, habe ich hier Party gefeiert! Aber was heißt fertig?

Wenn man eine solche Liste hat, sieht man welche Namen in der Liste auftauchen. Ich habe bei der Kontrolle umgehend Tipp-Fehler entdeckt und bereinigt. So sollte die Liste jetzt auf einem akzeptablen und funktionierenden Stand sein.

Das Ministranten-Desaster

Allerdings gab es noch ein Problem und an dem Problem war Frau Stadelmann »schuld«. Denn es stellt sich die Frage, ob es der Vorname von Frau Stadelmann »Gisela« oder »Giesela« lautet. Eine Entscheidung aus dem Bauch heraus war nicht möglich. Frau Stadelmann hatte vor vielen Jahren »Maigret und die Aussage des Ministranten«[MAM] übersetzt. Es gab vier Nennungen ihres Namens und in zwei Nennungen sah ich »Gisela«, in den beiden anderen »Giesela«.

Einfach nach der Mehrheit zu gehen, war nicht möglich. Also wurden die Bücher hervorgekramt und dort nachgeschaut, was denn geschrieben gesteht. Das machte mich in Bezug auf Frau Stadelmann klüger, die sich »Gisela« schreibt. In anderer Hinsicht wurde es aber obskur. Denn, wer die Geschichte für Diogenes übersetzt hatte, wurde plötzlich ziemlich unklar. Ich orientierte mich zuerst an der Bibliographie, die im zuletzt erschienen Maigret-Geschichten-Bandes veröffentlicht worden ist.

Dort stand geschrieben, dass die deutsche Erstübersetzung durch Gisela Stadelmann erfolgt ist. Meine eigene Bibliographie besagte aber, dass die Übersetzung nur zwei Jahre verwendet worden ist, bevor sie von Angelika Essig noch einmal übersetzt worden wäre und dann in den Simenon-Lesebüchern erschien. Wenn man sich das anschaut, bekommt man natürlich recht schnell Zweifel: Warum sollte ein Verlag das machen, so eine Übersetzung kostet doch schließlich Geld? Zumal man einige Jahre später wieder auf die Übersetzung von Gisela Stadelmann zurückgriff. (Ich lasse an der Stelle mal außen vor, dass auch noch eine Übersetzung von Wolfram Schäfer existieren soll, die im Verlag Ravensburg erschienen ist.)

Wenn ein Fehler passiert, dann ist die Wahrscheinlichkeit, dass er mir unterlaufen ist, ziemlich groß. Davon gehe ich normalerweise aus. Ich prüfte die Lesebücher und siehe da, dort steht tatsächlich, dass die Geschichte von Angelika Essig übersetzt worden wäre. Ich halte das nicht mehr für sehr plausible und für einen Fehler, der damals bei Diogenes passiert ist. Aber was macht man in dem Fall mit einer Bibliographie?

Vermeintlicher Ausweg

Wenn alles nicht mehr hilft und man nicht alle Titel zur Hand hat, dann hilft manchmal der Rückgriff auf die Webseiten der Deutschen Nationalbibliothek. Die wissen sehr oft Bescheid, auch wenn die Angaben zu Übersetzern manchmal nicht vollständig sind. Als Ergebnis kam nichts zurück, was mich wirklich weiterbrachte. Statt dessen spuckte die DNB-Datenbank als Info aus, dass die Geschichte schon in den 60er Jahren erschienen wäre und zwar als Teil eines Bandes namens »Maigret und Inspektor Lognon«[MIG].

Das war nun ziemlich enttäuschend. Denn sowohl die Info auf maigret.de, dass die Ausgabe von 1980 die erste gewesen wäre, war damit falsch, sondern auch die Angabe im Diogenes-Band war damit fehlerhaft. Es gab ja schon eine Übersetzung zuvor. Uupss.

Das wiederum hätte mich neulich schon stutzig machen können, als ich die Daten für die Neuerscheinungen eingegeben habe. Denn da war als Basis für die Übersetzung das bewährte KiWi-/Heyne-Pärchen Hansjürgen Wille und Barbara Klau angegeben, aber ich habe mir nicht die Bibliographie der Erzählung selbst angesehen.

An der Stelle fiel mir nun natürlich auf, dass das, was früher in einem Band erschienen ist, nun in zwei Bänden erscheint – aber das wirklich nur am Rande.