Gedanken zum Simenon-Jahrbuch


Vielleicht wird es Zeit, dass ich mich mal äußere. Schließlich bin ich ja nicht blind, und es fällt mir auf, dass hier auf den Seiten hin und wieder nach Informationen zum Simenon-Jahrbuch gesucht wird. Nachfragen per EMail möchte ich zwar beantworten, aber irgendwann vergesse ich es einfach. Es gab sogar schon eine Postkarte, nur mit der Frage, wann das Jahrbuch erscheint. (Danke!)
Bevor ich zu dem eigentlichen Grund komme, sei natürlich eines vorangestellt, auf das man mich nicht missversteht: Ich habe das Jahrbuch nie allein produziert. Es gab immer zahlreiche Zuträger und Helfer, die mit Artikeln und Anregungen geholfen haben. Nicht zu vergessen diejenigen, die anschließend Korrektur gelesen haben.

So gibt es eine Reihe von Gründen, warum es bisher kein Jahrbuch 2006 gibt. Ein Grund ist der, dass mein Zeitbudget in der »üblichen« Produktionszeit einfach sehr knapp bemessen war. In der Zeit, in der ich zu Hause war, habe ich einfach Anderes gemacht und nicht unbedingt an Simenon und das Jahrbuch gedacht. Ich könnte schlicht sagen, dass die Prioritäten in diesem Jahr etwas anders lagen.

Es sagt natürlich schon einiges darüber aus, dass, wenn ein Steinchen weg fällt, das gesamte Projekt kippen kann. Traurig, aber wahr. Das Material, was mir zur Verfügung stand, hätte nicht gereicht, ein Jahrbuch zu füllen. Für meinen Geschmack, für den Geschmack ,den ich im Frühjahr gehabt habe, hätte ich sehr viel schreiben müssen, um ein Jahrbuch zu erstellen. Nach meinem Empfinden waren die Jahrbücher in den Vorjahren schon reichlich mit Texten von mir gefüllt worden, dass mir manchmal der Gedanke kam, dass ganze könnte als Ego-Veranstaltung von mir verstanden werden.

Dann kam das Frühjahr, in dem ich mehr Zeit gehabt hätte. Aber da hatte ich dann einfach keine Lust, mein preußisches Pflichtgefühl musste ich im Asyl in Südafrika gelassen haben. Es scheint nicht mit mir nach Hause gekehrt zu sein.

Die Gründe mögen aber noch an einem anderen Punkt gehangen haben. Ich habe mich gefragt: Wen interessiert’s? Wer liest’s? Wir als Simenon-Gesellschaft nehmen eine geringe Menge von Jahrbüchern ab, die an die Mitglieder verteilt werden und wenn ich daran denke, springt mir wieder ein ganz anderes Thema ins Gesicht: Wir haben immer noch keine zufriedenstellende Lösung, was die Mitgliedsbeiträge der Gesellschaft angeht. Und wenn ich daran dachte, dann hatte ich schon keine Lust mehr, auch nur eine Zeile zu schreiben. Da ich negative Gedanken nicht mag, schob ich sowohl den einen Punkt wie den anderen beiseite, und machte dann was ganz Anderes. Ob das immer sinnvoll war? Na, da habe ich meine Zweifel…

Nun, Geld ist wohl nicht das Problem, wenn wir das GSG-Konto betrachten. Aber wie machen wir weiter mit dem Jahrbuch? Es sollte ein Werk von Interessierten für Interessierte werden. Mit ein wenig Anspruch und man sollte den Spaß an dem Thema »Simenon« merken. Aber Spaß für dreißig Leute von der Simenon-Gesellschaft, die vielleicht aus Wohlwollen Mitglied bei der Simenon-Gesellschaft sind und das Jahrbuch gleich ins Bücherregal packen (und das nur im besten Fall)? Wäre dafür die Zeit der Leute, die das Jahrbuch bisher erstellt haben, nicht zu kostbar?

Eine Überlegung, die bei der letzten Sitzung des Vorstands besprochen wurde, war, dass man das Jahrbuch in Eigenregie herausbringt – Möglichkeiten gibt es mittlerweile genug – und in diesem Zuge vielleicht auch erfährt, wie viele Menschen sich wirklich für dieses Thema interessieren und das Jahrbuch kaufen. Auch nicht schlecht wäre dabei natürlich, dass man an den Jahrbüchern noch ein wenig Geld verdienen könnte. Ganz ehrlich: Dies sind unausgereifte Gedanken geblieben.

Stellen wir aber nach so einem Versuch fest, dass das Jahrbuch von genau 35 Leuten gekauft worden ist (einschließlich unserer 30 Pflichtexemplare), dann kommen wir vielleicht zu dem Schluss, dass es sich nicht lohnt, es die Leute nicht interessiert und dass wir uns monatelange Arbeit sparen können.

Anfangs dachte ich, wir machen ein Jahrbuch und es wird gekauft. Dann kommen vielleicht andere Leute auf den Geschmack, sich mit uns zusammen zu produzieren. Aber komischerweise sind es mit den Jahre immer weniger geworden, die sich engagiert haben…

Nachdem ich alle Leute, die das gelesen habe, vielleicht deprimierter gemacht habe, als ich selbst bin, kommt noch die gute Nachricht: Ich schreibe wieder. Also stehen die Chancen für ein Jahrbuch 2006 vielleicht doch nicht so schlecht, auch wenn es vielleicht nur eine Notausgabe wird.