stern spezial


5 Seiten Simenon im Stern.

»So steigt er mit 19 in den Zug nach Paris, heiratet die Malerin Régine Renchon, sie im schwarzen Kleid, weil Simenons Vater gerade gestorben ist, er im Secondhand-Anzug.«

Wenn jemand diesen Schreibstil mag (der an BILD erinnert), dann macht er mit dem Kauf dieses Heftes nichts falsch. Denn so geht es Schlag auf Schlag: Alle Ereignisse, die geschildert werden, sind verbürgt und korrekt. Nichts wurde sich aus den Fingern gesogen, um die Story anzuhübschen, aber es liest sich einfach merkwürdig. Mir leuchtet nicht ein, wie die Autorin Birgit Lahann diese zwei einschneidenen Ereignisse – Abfahrt nach Paris und Hochzeit – in einem Satz unterbringen konnte und dabei noch zwei Nebensätze produziert, in der sie die Kleidung beschreibt.

Noch rätselhafter der Anreißer: Eine Hommage an den Meister von »Maigret« und seine Tochter Marie-Jo soll der Artikel sein. Auf Simenon bezogen ist es zu verstehen, auf Marie-Jo allerdings nicht. Man kann ihrer Gedenken, denn sie war wohl in der Tat neurotisch und daran mögen ihre Eltern nicht ganz unbeteiligt gewesen sein; aber was hat uns Marie-Jo hinterlassen, dass eine Huldigung notwendig wäre? Mir fällt nichts ein.

Die Autorin lobt den schnellen, schlichten und schnörkellosen Stil Simenons. Vielleicht war der Artikel ein Versuch, es dem Meister nachzutun. Was fehlt ist die Atmosphäre, die Simenon mit wenigen Worten schaffen konnte. Der ganze Artikel wirkt wie ein Telegramm.