Die vielen Leben Maigrets


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Ein Buch mit fast vierhundert Seiten Umfang sollte man nicht so leicht übersehen. So ging es mir auch, als ich in der Pariser Buchhandlung stand und die Simenon-Reihe durchforstete. Von »Les nombreuses vies de Maigret« hatte ich bis dahin noch nichts gehört, es schien mir interessant zu sein. Also hinderte auch der Preis von 28 Euro nicht - es wurde eingepackt.

Es gibt wohl drei Gründe, die mich bewegen könnten, mich wieder mehr mit der französischen Sprache zu beschäftigen, als ich das in den letzten zehn Jahren getan habe: Nummer 1 wäre die Simenon-Biographie von Pierre Assouline, auf die gern verwiesen wird, aber die kein deutschsprachiger Verlag herausbringt. Grund Nummer 2 ist in den französischen Restaurants zu finden, bei denen mir die Namen vieler Gerichte mehr als suspekt sind. Da ich ein recht wählerischer Mensch bin und die verschiedensten Sachen nicht mag, muss ich jederzeit wachsam sein, dass ich am Ende nicht einen Hauptgang ein Schnecken-Auflauf mit ein Muschel-Spinat-Soße vor stehen habe und ich komplett passen muss. Grund Nummer 3 dürfte dieses Buch sein.

Wie immer erfolgt die Einschätzung anhand des Inhaltsverzeichnisses und einer flüchtigen Kontrolle des Inhaltes, wobei - Grund für mein Klagelied über mich selbst zu Beginn des Artikels - ich eine Textanalyse nicht vornehmen kann.

Auf dem Titel des Buches wird nur ein Autor - Jacques Baudou - genannt, aber schon der Innentitel offenbart, dass es eine Zusammen- oder Zuarbeit verschiedenster Autoren war, von denen jeder seine Stärken hat. Das macht die Angelegenheit zusätzlich sympathisch.

Auf den ersten hundert Seiten entwirft Jacques Baudou eine Biographie Maigrets in sieben Teilen. Besonders interessiert mich der Aspekt der Pensionierung (wahrscheinlich werde ich noch schneller Französisch lernen), der mit 1940 bis 1963 angegeben ist. Das verwundert anlässlich der vielfältigen Hinweise auf moderne Zeiten im Maigret-Spätwerk Simenons. Computer und Fernsehgeräte lassen sich mit dieser Zeit, in der Maigret noch gearbeitet haben soll, nicht in Einklang bringen. Mir scheint, dass der Autor eine Biographie anhand von Indizien festgelegt hat. Nach dem Motto: Berufsbeginn dann und dann, Lebensarbeitszeit xx Jahre und zwangsläufiger Ruhestand spätestens mit yy Jahren. (xx und yy stehen absichtlich dort, denn ich kenne die Annahmen nicht und habe sie nicht erlesen - sie erscheinen mir aber schlüssig.)

In den weiteren Kapiteln in diesem Buch geht es um Maigrets Rivalen (womit Kollegen gemeint sind), um das Essen Maigrets und natürlich sind auch Auflistungen von Büchern, Filmen, Serien und Hörspielen in dem Buch zu finden.

Im nächsten Urlaub, in dem hauptsächlich geruht wird, wird das Buch Teil der Lektüre sein. Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich mir viele Anregungen für den Quai aus dem Buch holen kann.

Erschienen ist das Buch 2007 im Verlag »Les moutons électricuqes éditeur« und kostet normalerweise 28 Euro. Der Einband ist taschenbuchartig, die Abbildungen im Inneren des Buches sind schwarz-weiß.