Maigrets Jugendfreund

Werg


Der Online-Duden hat eine ganz praktische Funktionalität, die in diesem Fall sogar noch beruhigend war: Es wird angezeigt, wie häufig ein Wort im Deutschen gebraucht wird. Hier handelte es sich um ein ganz, ganz seltenes Wort, dessen Sinn ich noch nicht einmal erraten konnte: »Werg« – im Zusammenhang mit den Haaren einer Frau, die Maigret in einem Hotel begrüßte. Hätte man ihr es direkt gesagt, es wäre kein Kompliment.

Wenn man Bastfasern reinigt, wie zum Beispiel Leinen oder Hanf, dann gibt es dabei Faserabfall. Dieser wird »Werg« genannt. Es handelt sich um Faserstücke, die nicht nur kurz sind, sondern häufig auch verschmutzt.

Das projizieren wir jetzt bitte mal auf die Haare einer Empfangsdame in einem Hotel, wo es doch in dem Roman

Im Büro traf er auf eine Frau im Morgenrock und mit Pantoffeln an den Füßen, mit Haaren wie Werg, die an einem Pult die Tagesabrechnung machte, vor sich das Schlüsselbrett.

und uns ist klar, dass das charmante Bild der netten, adretten, französischen Empfangsdamen – das zumindest ich immer vor Augen habe – ordentlich Schaden genommen hat.

Damit beschließe ich zumindest erst einmal meine Reise durch den Roman »Maigrets Jugendfreund«.