Nicht die Stempel Garamond

Hören oder lesen?


Nun habe ich damit angefangen. Da sollte ich so auch weitermachen, oder? Einfach so zwischendurch das Medium wechseln, vom Hörbuch zum Buch, widerstrebt mir. Andererseits liegt das Buch neben mir, ich muss nur zugreifen. Während die CDs mit den Fällen von G7 nicht greifbar sind, da ich sie nicht dabei habe. Es ist so, als würde man einem Süßigkeiten-Junkie Schokolade hinlegen und sagen: »Iss nicht!«

Mal schauen, ob ich durchhalte: Das einzig andere Buch, dass ich gerade dabei habe, ist ein Lehrbuch. Es liegt neben mir und ruft: »Lies mich!«, hat aber überhaupt nicht den gleichen Reiz, wie ihn eine Tafel Schokolade oder gar das G7-Buch hat. Interessant ist die Frage, wie ich mich dem Problem nähern würde, wenn eine Tafelschokolade und das Buch neben mir liegen würde. Vermutlich würde ich schnell die Schokolade verputzen, dann – ganz Mann – mir die Finger an der Hose abwischen, und dann zum Buch greifen. Schokoladenbefleckte Seiten in ein einer deutschen Erst-Ausgabe wären mir auch ein Gräuel.

Dies & Das

Dieser Artikel ist also einer, der nicht viel sagen will, ein wenig vor sich hinplätschert und der vielleicht trotzdem interessant ist.

Gestern Abend veranstaltete der Kampa-Verlag einen netten Abend in Berlin. Da wir sowieso in der Nähe waren, da heute Abend Walter Kreye liest und John Simenon befragt wird, wurden wir eingeladen. Ein nette Geste und, ich will es nicht verhehlen, man hatte mir zwei sehr nette Anreize gegeben, zu kommen. Zum einen nahm man an, dass Walter Kreye an diesem Abend vielleicht vorbeikommt und zum anderen wurden mir Lese-Exemplare versprochen. Es gab noch einen dritten, ebenfalls lockenden Anreiz: Die Glühwein-Saison sollte eingeleitet werden.

Wie das mit Verheißungen so ist, kann man eine 100%-Quote der Erfüllung nicht erwarten. Es blieb beim Lese-Exemplar, denn Walter Kreye kam nicht und statt mit den öffentlichen Verkehrsmitteln reisten wir aus Zeitgründen mit dem Auto an, womit sich der Glühwein verbot.

Aber das Lese-Exemplar ist natürlich auch eine sehr schöne Sache. Es handelte sich um das G7-Buch »Das Rätsel der Maria Galant«, eine Hardcover-Ausgabe, die ohne Schutzumschlag daherkommt. Damit ähnelt die Ausstattung die der gerade erschienenen Maigret-Romane. Diese hatte ich gar nicht angefasst, sondern mich gleich auf G7 gestürzt. Deshalb kann ich nur annehmen, dass deren Gestaltung innen identisch ist. Der Vorsatz ist eine Paris-Karte, der hintere Vorsatz eine Frankreich-Karte.

Die Non-Maigret-Titel kommen im Unterschied dazu als Hardcover mit einem Schutzumschlag daher.

Allein, allein

Ich kannte auf der Veranstaltung niemanden so recht: Schön, dass meine Frau sich an meiner Seite befand und Daniel Kampa auch da war. Man steht auf solchen Veranstaltungen immer ein wenig hilflos rum, während (gefühlt) alle anderen irgendwen kennen und losschnacken können. Wir sind wiederum weder in der Verlags- oder der Kultur-Szene verankert, noch kommen wir aus Berlin. Provinzler. Wenn man dann noch mit einem Glas Wasser in der Hand herumsteht, weil man mit dem Auto gekommen ist, ist man gleich doppelt so uninteressant.

Nachdem wir also die Bücher und die Galerie (weiter unten kommt dazu noch mehr) beguckt hatten, dachte ich mir, dass es eine gute Idee sein, die Einladende zu suchen, um das Kennenlernen voranzutreiben. Eine gute Idee – liebe Grüße an Juliane Noßack aus Potsdam nach Berlin –, um ins Gespräch zu kommen.

Schon beim Hereinkommen fiel mir ein älterer Mann ins Auge, mit einem sehr typischen Hut. Irgendwie Maigret-artig. Aus der Ferne dachte ich, dass es Walter Kreye sein könne. Aber beim Näherkommen entpuppte sich der Mann als englischsprechend und damit hatte ich John Simenon schon mal gesehen. Somit konnte ich das von meiner Bucket List schon mal streichen, meine Frau hatte aber auf ihrer Bucket List wohl stehen, dass ihr Ehemann einmal mit einem Sohn von Georges Simenon sprechen sollte und versuchte mich positiv zu bestärken. Um nicht zu sagen, drängeln.

Allerdings war da auch der Verlagsleiter des Audio Verlags – Amadeus Gerlach –, der mich gerade mit G7-Hörbüchern beglückt hatte (wenn auch nicht direkt), dem mal Hallo zu sagen hatte und der unmittelbar neben John Simenon stand. Wie aufregend!

Um es kurz zu machen: Es kam zu einem Gespräch mit John Simenon, den ich als sehr angenehmen Mensch kennenlernte. Er kannte maigret.de und – da muss ich natürlich ganz ehrlich sein –, wenn man mir das sagt, dann hat man schon ein Stein bei mir im Brett. Als ich ihm meine Frau vorstellte, sagte er: »Ah, Madame and Monsieur Maigret.«

Zurück zum Hörbuch

Beim Hören von »Maigrets Pfeife« war mir aufgefallen, dass Walter Kreye wirklich Norddeutscher ist. Woran? Am Singen in der Stimme, gerade bei der Betonung von Fragen – bei der sich die Stimme hebt und nicht senkt. »Oh«, dachte ich beim Hören, »Maigret ist ein Norddeutscher!« Ich kam nicht umhin, diese Beobachtung den Mitarbeiterinnen des Audio Verlages mitzuteilen, die mich wiedererkannt hatten und angesprochen hatten. Gerade vorher hatten wir uns noch darüber unterhalten, was für schlechte Wiedererkennungsfähigkeiten ich habe, gerade, wenn mir jemand in ungewohnter Umgebung begegnet – übrigens ein Horror für mich auf Messen, wenn mich Leute aus der Ferne anlächeln und schon mal zunicken, während ich krampfhaft versuche, herauszubekommen, wer das denn sein könne.

Schön war auf jeden Fall, dass wir doch nicht allein waren!

Mein Missgeschick, dass ich glaubte, eine Erzählung wäre eine CD, war ihnen schon zu Ohren gekommen. Es wurde mir dann berichtet, dass ich mit dieser Annahme so falsch gar nicht gelegen hätte. Es wäre auch so geplant gewesen, kam aber anders. Christian Berkel, der Vorleser, las die Erzählung so langsam, dass es um einiges länger wurde. Die Stimmung habe ein schnelleres Tempo nicht hergegeben, erklärte der Schauspieler, und so kommt es jetzt zu den Cliffhangern bei der Produktion.

Eine Erklärung zum Titelfoto

Die Location des Treffens war die reine Freude. Es handelte sich um die Galerie von Erik Spiekermann, einem sehr bekannten Typographen, in dessen Räumlichkeiten hat sich auch das Berliner Büro des Kampa Verlages mit eingemietet. Ich kam also rein und dachte: »Zu Hause.« Obwohl ich mit Bleisatz nie sehr viel am Hut hatte, ausgenommen ein Praktikum, dachte ich das. Nun hatte meine Ausbildung in Räumlichkeiten stattgefunden, die in der Nähe des Bleisatzes stattgefunden und die Druckerei lag in unmittelbarer Nähe. Das heißt, der Geruch war der gleiche. Komme ich heute in Zeitungsverlage, ist da nichts mehr zu spüren. Die Druckhäuser sind meist kilometerweit außerhalb. Abgesehen davon, war da das Equipment von damals zu finden und es gab wunderbare Plakat-Arbeiten zu sehen. Nur die Stempel Garamond, mit der die neuen Titel gesetzt wurden, die sind mir nicht untergekommen.