Die Drei


Vierzehn Tage ist es etwa her, da wies mich ein Freund in einem Brief darauf hin, dass die Jahrbücher der Simenon-Gesellschaft auf Amazon wieder lieferbar wären. Hin und wieder sind die mir untergekommen, wenn ich nach Sekundärliteratur über Simenon gesucht hatte. Sie waren meist gebraucht auf dem Marktplatz zu finden. Jetzt bietet sie der Wehrhahn-Verlag wieder druckfrisch an.

Sie wurden damals schon im Printing-on-demand-Verfahren gedruckt. Das heißt, wer eines haben wollte, der meldete sich direkt oder indirekt beim Verlag und bekam das Exemplar zugesandt oder über seinen Buchhändler. Bei kleinen oder keinen Auflagen ist der effektivste Weg. Glaubt ein Verlag an ein Buch und sieht große Absatzmärkte, so wird er immer den klassischen Buchdruck wählen, und größere Mengen drücken und einlagern. Die Pro-Stück-Kosten sind auf diesem Weg immer günstiger.

Rückblickend betrachtet würde ich sagen, wir waren naiv. Einen schriftlichen Vertrag gab es genauso wenig wie eine Vergütung. In einem ernstzunehmenden Verein hätte es sicher jemand gegeben, der uns dieses Gebaren um die Ohren gehauen hätte. Aber die Treffen damals waren immer feucht-fröhliche Veranstaltungen ganz im Geiste von Maigret. (Ich würde allerdings sagen, dass wir nicht so viel vertrugen.) 

In der Mitgliedschaft der Simenon-Gesellschaft war das Jahrbuch mit enthalten (zumindest in den Jahren, in denen eines erschien) und wir haben diesen Mitgliedsbeitrag dafür ausgegeben, um die Jahrbücher zu verkaufen. Ich meine, dass es einen gewissen Rabatt gab, mit dem wir unsere Exemplare bekamen. Dass die Bücher jetzt noch zwanzig Jahre später verkauft werden, wer hätte das gedacht?

Allerdings frage ich mich, wer diese Bücher heute noch kauft. Die Bibliografie beispielsweise ist in die Jahre gekommen – wer den Beiträgen hier folgt, hat sicher mitbekommen, dass eine neue Fassung in den Startlöchern steht. Ich habe nostalgische Gefühle bekommen, als ich nun in den Ausgaben blätterte. War eine schöne und spannende Zeit.

Damit es nicht in Vergessenheit gerät, werde ich hier mal die Inhaltsverzeichnisse der drei Jahrbücher veröffentlichen. Einige, was ich eindeutig mir zuordnen kann, werde ich in den nächsten Tagen mal wieder publizieren. In dem Interview mit Daniel Keel, was wir 2004 führten, hatten wir beispielsweise eine ziemlich lange Frage gestellt und die Antwort war »Ja.« – unser Bundeskanzler muss sich bei dem verstorbenen Diogenes-Verleger was abgeschaut haben.

Jahrbuch 2003

Dieses Jahrbuch war geprägt durch die gedruckte Bibliografie (lustigerweise dort mit der Schreibweise »f«, wie sie korrekt ist, während hier auf der Webseite sie immer noch mit »ph« geschrieben wird, weil's schöner aussieht. Manchmal zählen auch die »weichen« Kriterien.). Eigentlich mussten wir uns damals nicht viel mehr Gedanken machen, denn damit war das Buch gefüllt.

Ein Beginn. Wie man sich in der heutigen Zeit zu einer literarischen Gesellschaft zusammenfinden kann.
Berichte über die Simenon-Gesellschaft. Ausschnitte aus der Berichterstattung.
Vorgestellt. Der Vorstand der Simenon-Gesellschaft.
Entdeckungstour. Bericht über die Frühjahrs-Exkursion nach Lüttich.
Aufgelesen. Simenons Geburtstag im Februar wurde ausführlich gewürdigt – eine Presseschau.
Mein Maigret. Willi Flückiger beschreibt sein Verhältnis zum Kommissar.
Maigret und die Hühnerfarm. Eine Parodie von J.P. Schreiber.
Giftbuch. Arsen.
Lulu. Eine literarische Annäherung von Peter Luedi.
»Das große Geheimnis gibt es nicht«. Interview mit Daniel Keel, Verleger des Diogenes-Verlages.
Kalender für 2004.
Maigret und sein Fotograf. Ein Bericht über das multimediale Projekt von Johann Peter Eickhorst.
Gedeckter Tisch. Simenon-Ausgaben in diesem Jahr.
Bibliografie deutschsprachiger Ausgaben.
»du«: Simenon. Ein Sonderheft für Simenon.
Charles Brauer liest: »Brief an meine Mutter«. Das autobiografische Werk erschien als Audio-CD in einem Hamburger Verlag.
Sammlung: »Best of Maigret & Co.«. Ein Fest für Simenon-Freunde, die sich für Hörspielebegeistern. Der Deutsche Audioverlag brachte eine Sammlung von Hörspielen heraus.
Sträflingsreisen. Die Insel Ré an der Atlantikküste Frankreichs: früher Ort der Sträflingsverschiffung - heute Ferienziel.

Jahrbuch 2004

Hier mussten wir uns ein wenig mehr anstrengen, denn es gab keine Datenbank, die sich auslesen und in ein Buch pressen ließ. Aber ich fand auch das Ergebnis sehr apart.

Simenon als Fotograf
»Floreana« und das Geheimnis der Galapagos-Inseln
Dauerhafte Simenon-Ausstellung geplant
Weltbild-Edition: »Eine kleine feine Reihe«
»Hitler im Fahrstuhl« - Reportage veröffentlicht
Daniel Keel: Simenon - ein Verlag für sich
Jürg Altwegg: Begegnungen im »Maison Rose«
Ingrid Altrichter: Souveräne Texte
Maigret auf der Lauer
Ein Mann kommt in die Jahre
Die Prototypen
Die anonyme EMail
Der Menschensammler
Pietr und Charles
Die Abrechnung
Erhängen, Erdrosseln, Erwürgen
Kalendertage
Feux rouges
Ein Fels in der Brandung
Die Referenz – Rupert Davies als Maigret
Die »Lex Simenon«
Der Dichter
Spuren in der Normandie

Jahrbuch 2005

Das war schon eine ordentliche Arbeit, die der viel zu früh verstorbene Bernd Fischer dort abgeliefert hatte. Er hatte sich um eine Bibliografie der Sekundärliteratur (und zwar international) verdient gemacht. Das ist mit seinem Tod leider eingeschlafen. Was die Druck-Qualität anging, ist dieser Band der hochwertigste und gelungenste. Es sah ein wenig so aus, als würden wir Fahrt aufnehmen …

Mit Maigret in Paris
Informationsbeihilfen oder: Diogenes hilft/
In bester Gesellschaft/Fortsetzung folgt
Der nackte Mensch – ein Muslim liest Simenon
.…. mag ich, mag ich nicht
Wie zwei Fremde
Tigys Familienalbum
Maigret – nur ein väterlicher Freund?
Erste Begegnung
Der goldene Phallus
Die Vielfalt der Frauen
»Zahlreich sind die Voyeure bei Simenon«
Aktuelles vom Film
Vorwort zur Sekundärliteratur-Bibliographie
Bibliografie zu Simenon-Sekundärliteratur
Lüttich -Auf den Spuren von Simenon
24 Stunden in Bergerac
L'Amérique en auto
Hörfutter
Der Hutmacher von La Rochelle