Venedig


Wir kamen am Piazzale Roma an und fuhren von dort aus auch mit einem Schiff los. Wie sollte man sich sonst in Venedig bewegen? Entweder irgendwie auf dem Wasser oder zu Fuß. Und so kamen wir am Bahnhof vorbei und ich dachte mir: »Bahnhof. Venedig. Da war doch was?« Klar, dass es sich dabei nur um den »Zug aus Venedig« handeln konnte. Dumm nur, dass der Fotoapparat ganz tief in einer Tasche versteckt war und erst hervorgeholt war, nachdem der Dampfer am Bahnhof vorbei gesaust war. Wenn man von sausen sprechen kann.
Aber wie das immer so ist, und in Venedig ganz besonders, sieht man sich immer zweimal. Beim zweiten Mal liefen wir zu Fuß vorbei, und es gab mit den Fotos überhaupt keine Probleme. Ich hatte sogar noch überlegt, ob wir eventuell in den Bahnhof einkehren sollte, aber das schien mir dann doch etwas übertrieben. Ich dachte in der Zeit aber auch an »Bahnhöfe«, diesen literarischen Reiseführer, in dem Simenon zweimal zu Worte kommt. Einmal mit dem Gare du Nord und im zweiten Fall ist es der venezianische Bahnhof Fondamenta, der für uns bei den Wanderungen durch Venedig immer ein guter Anhaltspunkt sein sollte, denn der Busbahnhof befand sich unmittelbar daneben.

Und weil es so schön ist, noch ein kleiner Ausschnitt aus dem Roman:

Der Stationsvorsteher kam aus seinem Büro, eine Pfeife zwischen den Lippen, in der Hand eine rote Fahne, die wie ein Regenschirm zusammengerollt war. Dampf zischte irgendwo auf. Da die Strecke elektrifiziert war, konnte es freilich kein Dampf sein, aber bei irgendeiner Überprüfung der Bremsanlagen entstand wohl das gleiche Zischen und Vibrieren wie in allen Zügen.Endlich das Pfeifsignal.