Über die Story

Maigret war auf dem Weg zu einem Routinetermin. In der Nacht zuvor hatten zwei Schiffer einen Clochard mit eingeschlagenem Schädel aus der Seine vor dem Ertrinken gerettet. Der Clochard lag mit relativ guten Überlebenschancen im Krankenhaus, einer der Schiffer berichtet, dass er zwei Männer gegen Mitternacht beobachtet hatte, die einen Sack in den Fluss geworfen hatten und anschließend mit einem roten Peugeot 403 von dannen gerast waren. Das Verhör mit dem holländischen Schiffer verlief zäh.

»Beschreiben Sie die Männer.«
»Der Kleinere trug einen hellen Regenmantel, und er hatte breite Schultern.«
»Und der andere?«
»Ihn habe ich so genau gesehen, weil er als erster ins Auto gestiegen ist. Er hat sofort den Motor angelassen.«
»Haben Sie sich die Nummer nicht aufgeschrieben?«
»Welche Nummer?«
»Die Nummer des polizeilichen Kennzeichens.«
»Ich weiß nur, dass zwei Neuner drin waren und dass es ein Pariser Kennzeichen war mit der Zahl 75 am Schluss…«

Der Clochard hatte sein Zuhause unter der Brücke, in der er in die Seine geworfen wurde. Er haust dort mehr oder weniger allein. Die Vertretung der Staatsanwaltschaft interessiert der Fall wenig, die Umgebung stößt einen solch feinen Mann mehr ab. Maigret macht dagegen eine Entdeckung, die sein Interesse weckt. Der Mann, der in die Seine geworfen wurde, wird von seinen Kameraden »der Doktor« gerufen und er hat bei einigen Leuten im Viertel ein großes Ansehen, da er ihnen geholfen hatte. Einen Clochard bringt man nicht um, dass hatte Maigret in seiner Laufbahn noch nicht erlebt. Diese Leute lassen sich untereinander und den Rest der Welt in Ruhe, der größte Teil des Restes der Welt – die Polizei einmal ausgenommen – lässt dafür die Clochards in Ruhe. Aber einen Arzt…

Der Pass des Mannes, der Maigret im Krankenhaus ausgehändigt wird, verspricht den kleinen Dienstweg.

Name: Keller
Vorname: François Marie Florentin
Beruf: Lumpensammler
Geboren in: Mulhouse, Département Bas-Rhin

Der Schwager von Maigret stammt aus der Gegend, und so wird dieser am Abend von Madame Maigret kontaktiert. Natürlich kennt man ihn – er war der Armenarzt in Mulhouse. Obwohl er es eigentlich gar nicht musste. Die Frau des Arztes hatte eine ansehnliche Summe geerbt, die ihm dieses Leben erspart hätte, aber er wollte das Leben weiterführen. Das ging natürlich nicht lange gut…

Mittlerweile ist Lapointe mit seinem Peugeot weitergekommen. Er hatte den Halter ausfindig gemacht und präsentierte zwei Männer Maigret. Die erzählten folgendes:

»Ich bin etwa um acht Uhr von meinen Kundschaftsbesuchen zurückgekommen – ich mache die Vororte im Westen -, und da hat mich meine Frau beiseite genommen, damit die Kinder es nicht hörten, und hat mir mitgeteilt, dass Nestor ...«
»Wer ist Nestor?«
»Unser Hund. Eine Deutsche Dogge… Er war zwölf Jahre alt und sehr lieb mit den Kindern, die er schon als ganz kleine Babys erlebt hat. Damals hat er sich vor die Wiege gelegt, und ich habe mich kaum hingetraut…«

Um es kurz zu fassen: Die Dogge musste eingeschläfert werden und da die Männer das Tier nicht einäschern wollten, haben sie es in einen Sack gepackt und in die Seine geworfen. Danach seien sie in Trauer durch diverse Bars und Kneipen gezogen.

Nun fällt Maigret eine Ungereimtheit auf: Die Männer wollen den Mann nicht in die Seine geworfen haben, da ist ja ein Hund gelandet. Das war glaubhaft, auch ihre Kneipenbesuche waren bestätigt. Warum hat dann der Schiffer gesagt, er habe beobachtet, wie der Clochard um Mitternacht in die Seine geworfen wurde? Die Ermittlungen beginnen von vorn.

Als der Clochard aus dem Koma erwacht, ist er nicht bereit, etwas zum Tathergang zu sagen.