
Bildnachweis: Spektrum des Geistes 1965 – maigret.de
Spektrum des Geistes
Ein Titel mit diesem Namen war wohl zum Aussterben verurteilt. Was man nicht behaupten kann, ist, dass er sich damit nicht ordentlich Zeit gelassen hat. Bei dem Heft handelt es sich um einen Literaturkalender, der schon einige Jahre auf dem Buckel hatte, als Simenon das erste Mal Erwähnung fand und Spuren sind von ihm noch bis in die 1990er-Jahre hinein zu entdecken.
Jede Doppelseite war einem Autor gewidmet und in etwa hatte man einen Wochenrhythmus. In einer Spektrum-Ausgabe konnten eine ganze Reihe von Schriftstellerinnen und Schriftstellern besprochen und angepriesen werden. Unterbrochen wurde dies durch Sonderseiten, in denen Literaturpreise erwähnt oder besondere Bücher hervorgehoben wurden.
Bei der Betrachtung der ausgewählten Schriftsteller ist man überrascht, wie viele von den dort erwähnten und teilweise gefeierten Autor:innen heute keine Rolle mehr spielen. Mir fiel als sehr junge Autorin in dem Heft Gisela Elsner ins Auge, die als Preisträgerin eines damals bedeutenden Literaturpreises – dem Prix Formentor – für ihren Roman »Die Riesenzwerge« genannt wurde. Dem breiten Publikum dürfte die 1937 geborene Elsner heute unbekannt sein. Dabei ist ihr Werk umfangreich.
Ein gutes Ende nahm es mit ihr nicht. Am 12. Mai 1992 wurde sie nach einem Zusammenbruch auf offener Straße in ein Krankenhaus in München eingeliefert. Einen Tag später nahm sie sich dort durch einen Sprung aus dem Fenster das Leben. Als Motivation für diesen Schritt wird vermutet, dass Elsner unter der Kombination aus wirtschaftlichen Schwierigkeiten, mangelndem kommerziellem Erfolg ihrer Arbeiten und politischer Perspektivlosigkeit litt. Dies alles führte außerdem zu einer zunehmenden sozialen Isolation der Künstlerin.
Ein Nachschlagen bei anderen Autoren habe ich mir gespart. Wobei ich fairerweise erwähnen muss, dass nicht alle Teilnehmer:innen dieses Kalenderklubs dem Vergessen anheimgefallen sind.
Womit wir wieder bei Simenon angelangt sind: Auf der linken Seite fand sich der Auszug aus einem Text – im Falle des Belgiers aus dem kurz zuvor erschienenen »Die Glocken von Bicêtre«[RDGVB] – und in der Randspalte Stimmen zu dem Autor oder dem Werk.
Auf der rechten Seite fanden sich biografische Schnipsel zum Besprochenen, seine Unterschrift als Bild sowie in manchen Fällen auch Stellungnahmen des Selbigen. In dem Porträt zu Simenon wurde seiner Auffassung über die Qualität seines neuen Werkes breiten Raum eingeräumt.

Im rechten Rand dieser Seite war ein Kalendarium angebracht, in dem die einzelnen Tage eines gewissen Zeitraums (üblicherweise eine Woche) vermerkt wurden. Verbunden war damit die Information, wer an den betreffenden Tagen Geburtstag hatte oder verstarb. Raum für Notizen blieb da nicht.
Wie das zuvor stehende Beispiel zeigt, fängt dieser Wochenabschnitt schon mal mit einem Donnerstag an.
Unter praktischen Erwägungen war dieser Kalender ein Komplettausfall. Man konnte es nehmen und darin blättern. Mir fiele ein praktischer Ort ein, wo man von dieser Publikation einen Nutzen hat und sich immer wieder die Gelegenheit bietet, ein wenig in der selbigen zu schmökern. Allein weiß ich nicht, ob das im Sinne des Herausgebers Hartfried Voss wäre.
Zu dem hätte ich gern noch ein wenig mehr herausgefunden. Allein, da war wenig zu finden. Außer die Erwähnung seines Verlages und der Publikation »Spektrum des Geistes«. Das ist ein wenig frustrierend.
Der Name des Verlegers wird bis in die 1990er-/2000er-Jahre erwähnt. Das hat meines Erachtens die Bewandtnis, dass der Kalender weiterhin erschien – allerdings in anderen Verlagen – und Voss als Begründer genannt wurde. Dass er in der Zeit noch verlegerisch aktiv war, ist nicht sehr wahrscheinlich. Sein Geburtsjahr war der einzige biografische Aspekt, den ich ermitteln konnte. Es wurde das Jahr 1903 angegeben.