Plaudern über. Simenon

Plaudern über Simenon


Die Zeit ist gekommen, sich wieder anderen Themen als dem Buch zuzuwenden. Ich kann nicht verhehlen, dass es ein euphorischer Irrglaube war, das Buch müsste nur in »Buchform« gebracht und gedruckt werden. Eine ganze Reihe von Aspekten hat mich in den letzten drei Monaten beschäftigt, und ich hatte sie alle nicht auf dem Schirm gehabt. Ist das Buch fertig? Hahaha!

Im Internet gibt es diese schönen Fotos und Videos, in denen eine Erwartungshaltung der Realität gegenübergestellt wird. Also zuerst sieht man, wie es sich jemand vorgestellt hat und dann folgt sein Ergebnis. Zwischen beiden »Zuständen« klafft eine gewisse Lücke und als Zuschauer ist man einigermaßen überrascht und lacht sich einen weg.

Auf der »Misslungen«-Seite ist das Lachen verhaltener.

Irrtum 1: Der Text ist fertig

Der Punkt ist gekommen, an dem mir klar geworden ist, dass ich nie fertig sein werde. Nehme ich mir den Text erneut vor, werde ich Stellen finden, die mir nicht mehr gelungen erscheinen und die ändern werde. Zufrieden werde ich nie sein. Diese Erkenntnis hat mich einen Schlusspunkt setzen lassen und was den Text angeht, ist das Projekt beendet.

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Mit dem Start des Projektes war ich der Meinung, dass der Text kein Problem darstellen würde. Das war ein riesiger Irrtum, denn mir wurde klar, dass ich in einem Buch nicht meine Formulierungen finden wollte, wie ich sie im Internet schreibe. Eine riesige Sammlung von Füllwörtern und Wörtern, die nur den einen Zweck hatten: Zu vermeiden, dass ich mich festlegen oder zu drastisch klinge. Mir wurde klar, dass ich einen Hang zum Relativieren habe.

Wenn es geht, muss ich noch etwas Positives herauskehren. Darüber hinaus gab es zahllose Fehler, die dadurch entstanden, dass ich beim Schreiben mit meinen Gedanken schon an anderen Stellen war und die auch daraus resultierten, dass die Rechtschreibkorrektur zugeschlagen hatte. Von doppelten und fehlenden Wörtern will ich gar nicht anfangen.

Das Lesen des Textes, das Beseitigen dieser Fehler und die stilistische Überarbeitung haben sehr viel mehr Zeit in Anspruch genommen, als ich mir am Anfang vorgestellt haben. Das Bild zeigt, wie viel Text ich wegzuschmeißen hatte.

Irrtum 2: Alle meine Bilder sind hochauflösend

Auf der Festplatte des Webspeichers wie auch auf meiner heimischen Platte habe ich Raum für abertausende Informationen. Dazu noch Platz für Datensicherung und die Datensicherung der Datensicherung. Also dachte ich, ich hätte die Bilder nur zu platzieren und fertig bin.

Auch hier gab es einen dicken fetten Irrtum meinerseits: Zum einen habe ich in bestimmten Situationen einfach Bildschirmfoto gemacht, diese an den Artikel im Blog geheftet und fertig war ich. Für das Internet war das ausreichend. Der Druck stellt andere Anforderungen und plötzlich waren meine Bilder nicht mehr so sexy, wie ich mir das gedacht hatte. Das Schlimme dabei ist nur, dass diese Abbildungen einem bestimmten Moment aufgenommen wurden und dieser Augenblick ist vorbei. Er lässt sich nicht mehr nachstellen. Der Druckhersteller findet aber 140 dpi nicht  toll und sagt mir das bei der Produktion auch.

Irrtum 3: Ich kenne mich aus

Einigermaßen entgeistert war ich, als ich feststellen musste, dass mir bestimmte Aspekte bei der Produktion sehr fremd gewesen sind. Ich habe mich bei den Titeln, die ich während meiner Lehre produziert habe, nie um den Anschnitt kümmern müssen. Jetzt machte mir der sogenannte Anschnitt aber meine Motive teilweise kaputt. Ich hätte mich bei meinen Aufnahmen etwas weiter entfernt platzieren müssen oder mit einem Weitwinkel-Objektiv aufnehmen müssen. Denn wenn die oberste Kante das Kreuz einer Kirche und kein Himmel darüber vorhanden ist (was jetzt keine theologische Frage ist), dann muss das religiöse Symbol in den Anschnitt und riskiert damit sein Verschwinden.

Das soll kein Grund zur Klage sein: Ich habe es sehr genossen, viel gelernt zu haben. Es ist nur enttäuschend, wenn man mit der Erwartungshaltung herangeht, dass einem keiner etwas vormachen könne und man sieht, dass man ganz leicht aufs Kreuz gelegt werden kann.

Irrtum 4: Wird schon gut gehen

Zwei weitere Sachen habe ich völlig unterschätzt: Den Umfang des Buches und damit den Preis, den man nehmen muss. Eigentlich sind es drei Sachen.

Meine Herangehensweise war: Ich kopiere meine Texte und überarbeite sie. Dann habe ich zweihundert Seiten und – wie man schön sagt: »Fertig ist die Laube!« Mit dieser Hornbach-Mentalität kommt man aber nicht weiter, wenn man feststellt, dass man über vierhundert Seiten hat und diverse Fotos, die farbig gedruckt werden sollen. Dann »explodieren« die Kosten und das Buch wird viel teurer als gedacht.

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Weise war es gewesen, sich nicht auf die Qualitätsversprechen der Anbieter zu verlassen, sondern zuerst einen Probedruck anzufertigen. Das erste Exemplar in den Händen zu halten, ist ein schönes Gefühl. Da es noch nicht das »endgültige« Produkt ist, kann man es kritisch auf Fehler durchforsten.

In meinem Fall war es so, dass das die Fläche eine vollflächig sein sollte – heißt komplett schwarz. Den Effekt fand ich nett. So sieht es aus, als hätte ich bewusst den Hintergrund meines Wohnzimmertisches genommen. Die Schattenseite an diesem Druckergebnis ist, dass Abbildungen einen ähnlichen Effekt aufweisen und das macht mich nicht glücklich.

Nun bin ich mit der grafischen Industrie verbandelt und kann mir dort Rat suchen. Die Erklärungen für das Verhalten verstand ich. Auch, dass es  im Digitaldruck ein gängiges Phänomen ist. Die Vorschläge zur Lösung des Problems konnte ich nachvollziehen. Jedoch waren es nur Vermutungen, wie man das System austricksen kann.

Eine Option wäre, wirklich einen Buchdruck vorzunehmen. Dann jedoch müsste ich das Buch selbst drucken und den Vertrieb übernehmen. Eine Last wollte ich mir mit dem Titel nicht aufbürden, weshalb ich auch keinen Verlag gesucht habe und darum gebettelt habe, dass das Buch bitteschön herausgebracht wird. Ich sehe das eher pragmatisch: Sollten noch andere Menschen Freude an dem Band haben und es kaufen, dann freut mich das. Wenn es gefällt, finde ich es noch schöner. Haus und Hof werde ich dafür nicht riskieren, andere Sachen kann ich besser – und damit verdiene ich mein Geld.

Aber: Es soll so schön sein, wie es nur geht. Deshalb bin ich bereit, das Buch teurer herzustellen und zu verkaufen. Dann gibt es – was noch zu testen ist – ein zufriedenstellendes Ergebnis. Meine bessere Hälfte ist sehr pragmatisch und meinte: »Gib doch zwei Varianten raus, eine im Billig-Druck und eine im Edel-Druck.« Auch mit der Überlegung spiele ich. Wem der Druck egal ist, dem bleibt das E-Book.

Irrtum 5: Es erscheint im März

Ich dachte, es könne im März erscheinen. Der ist nun fast rum und ich bin fertig. Wenn ich das Probeexemplar eher bekomme hätte, dann wäre der Termin vielleicht zu halten gewesen. Aber es kam diese Woche und so konnte ich einige Änderungen und Entscheidungen erst jetzt treffen.

Nun geht es in die nächste Runde und ich lasse mir ein weiteres Probeexemplar zukommen. Wenn sich an den Druckzeiten nichts geändert hat, so wird es drei Wochen brauchen, ehe ich das Test-Buch in den Händen halte. Dann kann ich die endgültigen Entscheidungen treffen und die Freigabe vornehmen.

Lieferbar ist es in gedruckter Form vermutlich erst im Mai.