Illustration zu Tourist de bananes

Am letzten Tag


Nachdem Simenon das erste Mal aus dem Maigret-Geschäft ausgestiegen war, probierte er sich an längeren Geschichten. »Das Testament Donadieu« fällt da sofort ins Auge oder auch »Ankunft Allerheiligen«. Zu ersterem Roman gibt es, was für das Simenon-Universum sehr untypisch ist, auch eine Fortsetzung: »Der Bananentourist« erschien 1937.

Serien sind eine gute Option, den Konsumenten bei der Stange zu halten. Sind die Leser:innen erst einmal gefangen, so wollen sie auf keinen Fall etwas verpassen. Bei der Veröffentlichung in einer Tageszeitung heißt das, dass eine jede Ausgabe gekauft werden muss, bis der Roman zu Ende ist. Eine bessere Möglichkeit der Leserbindung gibt es eigentlich nicht, zumal viele Fortsetzungsromane in den Zeitungen entweder Vorab-Veröffentlichungen sind oder zeitgleich mit der »Premiere« des Buches erfolgen. (Ich hatte in einem Verlag ketzerisch gefragt, wer denn diese Romane lesen würde. Zur Antwort bekam ich, dass man sich das auch gefragt habe und die Antwort bekam, als man den Fortsetzungsroman gestrichen habe. Kurz darauf bekamen die Zeitungsleser:innen ihren Fortsetzungsroman wieder zurück.)

Simenon hat mit den Fortsetzungsromanen gutes Geld verdient. Zeitweise hatte er parallel in mehrere Zeitungen unterschiedliche Fortsetzungen laufen – das muss man als Schriftsteller:in auch erst einmal schaffen! Aber seine Produktivität spielte ihm gewiss in die Hände.

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Zum Ende hin einer Serie, manchmal einen Tag vorher, hin und wieder auch schon eine Woche vorher, wurde angekündigt, welches der nächste Roman wäre, welcher erscheinen würde. Eine solche Ankündigung findet sich auch in der Ausgabe vom 21. Februar 1938 im »Paris-Soir«. Es wird groß angekündigt, dass ab dem folgenden Tag der Roman »Tamatea de Tahiti« erscheinen würde. 

Wer nun die Befürchtung hat, dass er irgendetwas verpasst hat und sein Bücherregal auffrischen möchte, den kann ich beruhigen. Alles kann so bleiben, wie gehabt. 

Am nächsten Tag erschien der Roman unter einem uns sehr vertrauten Titel:

Wer für diese Titeländerung in letzter Minute verantwortlich war, kann ich nicht sagen. Durchaus möglich, dass Simenon war. Der war laut bibliografischen Informationen selbst unsicher über den Titel. Ihm schwebten ursprünglich die Titel »Au Relais des Méridiens« und »Les Dimanches de Tahiti« vor. Im Originaltitel des Buches wurde dann daraus »Touriste de bananes ou Les dimanches de Tahiti« – zumindest ein Teil seiner ursprünglichen Idee fand sich darin wieder.

Eine so kurzfristige Änderung war sicher ein riesiger Spaß für diejenigen, die es zu produzieren hatten. In vielen Zeitungen war es damals üblich, dass der Titel gezeichnet war – ähnlich den damaligen Kinoplakaten. In diesem Fall sieht es so aus, dass der gezeichneten Titel durch drei Schriften begleitet wurde, die aus einem Setzkasten stammten. Somit war bei dieser kurzfristigen Änderung zumindest der Zeichner aus dem Spiel.

Apropos Zeichnungen: Manche der Fortsetzungsromane erschienen – so wie das heute üblich ist – als reiner Text. Einige Zeitungshäuser gaben sich mehr Mühe und engagierten einen Illustrator, der nicht nur einen passenden »Kopf« produzierte, sondern zu jeder Ausgabe auch Zeichnungen lieferte. So ist zuoberst die Zeichnung zu sehen, die mit der ersten Folge am 22. Februar veröffentlicht wurde.