Das Drehbuch hält sich weitgehend an die Originalvorlage, so dass der Teil der Zuschauer, die das Buch schon gelesen hat, nicht mit dem Finger auf den Fernseher zeigen kann und sagen kann, dass das ja gar nichts mit dem Buch zu tun haben würde. Allerdings reibt man sich schon verwundert die Augen, wenn man sich die Interpretation anschaut: Es ist eine Art Gangster-Komödie geworden, in der Maigret mitspielt.
Das geht heute nicht mehr, habe ich ein-oder zweimal gedacht, als ich die Folge »Maigret und die Anarchisten« sah. Van Damme hatte Maigret in Reims vor einen Zug geschubst, der dann aber auf einem anderen Gleis fuhr. Maigret nimmt ihn mit nach Paris und verhört ihn dort. Der Beschuldigte redet sich heraus: Das könne man ihm nicht beweisen. Er sage, Maigret sei gestolpert. Gut für van Damme – es gab keine Zeugen.
Den Titel der Folge muss man dem englischen Humor zuschreiben. Es ist von einem Triumph Lognons die Rede, aber seien wir mal ehrlich: Erfolge sind dem Inspektor nicht sehr oft vergönnt, vielmehr scheint das Unglück wie Pech an ihm zu kleben. An seinem Gefühl, dass er oft um die Früchte seines Erfolgs gebracht wird, ist schon ein wenig was dran. Auch diese Verfilmung ändert trotz des optimistischen Titels daran nichts.
Nennen wir es mal eine Vermutung: Die Wahrscheinlichkeit, dass Rowan Atkinson es als Maigret-Darsteller auf vier Seiten in eine aktuelle »Bravo« schafft, ist sehr gering. Die Wette würde ich auch für drei seiner Vorgänger halten: Weder Bruno Cremer noch Michael Gambon noch Jean Richard wurde eine solche Ehre zuteil. Das hat nur Rupert Davies geschafft. Danach ebbte das große jugendliche Interesse an Maigret schnell ab.
In der ersten Szene der Folge wird eine Modell-Eisenbahnanlage eingeblendet, an der ein Mann spielt. Sagt man spielen? Vielleicht sagt man besser, dass der Mann sich an seiner Anlage erfreut. Dass er dabei spielt, ist dann zweitrangig. Dieser Mann, es handelt sich um Monsieur Marton, wird bei seinem Tun von zwei Frauen beobachtet. Seiner Frau und seiner Schwägerin. Eine der Beiden mag der nicht. Er wendet sich ab und geht zu einer Kiste.
Nee, Maigret hatte mit Autos nicht so viel am Hut. Er ließ sich von A nach B bringen, häufig auch mit dem Taxi. Aber er hatte keinen Führerschein und machte auch nie einen. Von daher war hier der Maigret der sechziger Jahre gemeint: Rupert Davies.
CINEMA zählte neunzehn verschiedene Maigret-Darsteller. Nur Wenige schafften es, sich in das kollektive Gedächtnis so einzubrennen, wie Rupert Davies. In den Sechzigern waren seine Maigrets Straßenfeger in England und Deutschland.
Wenn sich der Schauspieler Rupert Davies in den sechziger Jahren auf den Weg nach Deutschland machte, dann war ihm die Medienaufmerksamkeit gewiss. So auch bei seinem Besuch 1965 in Hamburg, bei dem er von Reportern des HÖRZU begleitet wurde. Der britische Maigret auf St. Pauli – das gab eine Story.
Ein sehr drolliger Artikel aus der BRAVO. In einem Telefoninterview beantwortet der bekannte Maigret-Darsteller Rupert Davies die Fragen seiner jugendlichen Fans. Dabei wird selbst Privates nicht außen vorgelassen.