Über die Story

Der Mann betätigte sich in seinem Garten. Ein wunderschöner Vormittag, frei von jedem Verdacht auf Regen. In seinem Tomatenbeet herumstapfend, genoss es der Mann, die wohlgewachsenen Früchte zu betrachten. Den Strohhut auf dem Kopf und die Pfeife im Mund, ließ es sich Maigret gut gehen.

Die Ruhe wurde jäh gestört. Ein Wagen fuhr vor das Haus, Türen klappten und es klopfte an die Tür. Madame Maigret öffnete die Tür, empfing den Gast. Maigret stand in seinem Garten, reagierte nicht auf den Besuch – er hatte niemanden eingeladen.

Aus dem Haus trat ein fünfzig bis sechzig Jahre alter Mann, schwarz gekleidet – eine äußerst korrekte Erscheinung. Der Mann stellt sich als Monsieur Motte – Notar von Châteauneuf-sur-Loire (liegt ungefähr dreißig Kilometer südöstlich von Orleans) vor. Er habe ein Anliegen, dass Maigret sicherlich lächerlich erscheinen würde, aber für die Familie von Monsieur Motte von entscheidender Bedeutung sei. Während Maigret eine Ameisenstraße beobachtet, erzählte der Notar von seiner Familie, den bedeutenden Ereignissen, die bevorstanden, und unerhörten Begebenheiten. Der Notar erzählt, dass er ein bekannter Sammler von Elfenbeinschnitzereien sei, die Stücke seien äußerst wertvoll, aber auf dem Markt – der nicht sehr groß ist – unverkäuflich. Aus seiner Sammlung seien drei Stücke verschwunden.

Seine Tochter würde demnächst einen armen Maler – Gérard Donavants – heiraten. Dagegen sei prinzipiell nicht einzuwenden, meint der Notar, nur habe ihm sein künftiger Schwiegersohn offenbart, dass sein Vater ein bekannter Meisterdieb war – er hatte sich aber mittlerweile zur Ruhe gesetzt -, er – der Sohn – aber nichts von den Verbrechen seines Vaters hielt, und sich ganz und gar der Kunst verschrieben hätte. Jetzt allerdings hat sich die Situation geändert, es ist gestohlen worden. Der Notar möchte seine Tochter nicht mit einem Dieb verheiraten.

Maigret, den das eigentliche Drama nicht interessiert, hatte gebannt der Beschreibung der Familie gelauscht. An der Familie hat er ein so großes Interesse, dass er seinen Koffer packt. Monsieur Motte beschreibt seinen Schlachtplan: Maigret können sich weder als Kommissar noch als Detektiv vorstellen, dann würde die Familie ihn durchschauen, sondern als alter Kriegskamerad, der jetzt Holzgroßhändler ist.

Maigret ist bei seiner Ankunft von der Familie sofort gefesselt – der Notar hatte nicht übertrieben. (Maigret fragt sich aber, wie es der nüchterne Notar geschafft hat, soviel Liebreiz um sich zu versammeln). Und natürlich lernt er auch den Verdächtigen Nummer 1 kennen:

Der war wirklich ein Prachtkerl, groß, in voller Kraft, das Gesicht gebräunt von Sonne und Wind, mit blauen Augen und einer Art, sich zu bewegen, die um so lockerer wirkte, als er gegen alle Etikette einen dünnen Pullover trug, der ihn noch sportlicher machte.
»Gérard, ich möchte dir einen väterlichen Freund, einen alten Regimentskameraden, Monsieur Legros, vorstellen. Er verbringt ein paar Tage bei uns…«
Die beiden Männer tauschten einen sportlich-kräftigen Händedruck. Die Blicke begegneten sich offen, und Maigret nahm war, dass sich die Fröhlichkeit seines Gegenüber für einen Augenblick trübte.

Gérard wusste es: er erkannte den alten Kontrahenten seines Vaters. Maigret hatte seinen Vater, der mit Vorliebe holländische Kaufleute in Zügen ausnahm, dreimal verhaftet, aber es hatte nie zu einer Anklage gereicht. Der junge Maler wusste, warum der Mann - der kein Holzgroßhändler war – hier war. Maigret hatte auch erkannt, dass der junge Maler – der vom Notar des Diebstahls verdächtig wurde – ihn erkannt hat.