Die häufige Erwähnung einer Lokalität im Maigret-Universum ist kein Indiz dafür, dass diese tatsächlich existiert hat – die »Brasserie Dauphine« kann als Beweis dafür gesehen werden. Mal streute Simenon wahrhaftiges Lokalkolorit ein, oft entsprang ein Restaurant oder ein Bistro seiner Fantasie. Leichter herauszufinden, was wahr ist, macht es einem der Lauf der Zeit nicht. Diesmal: das »Manière«.
Wie gehe ich vor? Ich lese das Buch einmal und mache mir Notizen, zu den Fakten, die interessant sein könnten. Im Anschluss nehme ich mir den Text noch einmal im Detail vor und erstelle das Register. Heute, dachte ich, mache ich mal eine Ausnahme: Statt darauf zu warten, wann im nächsten Titel die »Rue de la Roquette« erneut vorkommt, schaue ich mir einfach alle Maigrets an.
Eine gute Voraussetzung für ein Leben in Wohlstand und Gesundheit ist die Geburt in eine wohlhabende Familie. Nehmen wir als Beispiel Nicolas Beaujon: Er wurde in eine reiche, wenn auch protestantische (nichts ist perfekt, nicht wahr?) Familie geboren. Seine Familie besaß staatliche Gebäude in Bordeaux, da war an den Jungen nicht zu denken gewesen. So kann es gut losgehen!
Stramm marschiert, lässt sich der Spaziergang in zwei Stunden absolvieren. Der Volksmund sagt, dass der Mensch 5 km/h geht – im Durchschnitt. Ich halte das für unwahrscheinlich, da der Weg von Geschäften, Eisläden und andere Sehenswürdigkeiten gesäumt sein wird. Die Tour ist einem Lagerverwalter gewidmet, der ein blödes Ende in einer Sackgasse nahm.
Der Kommissar war in der Regel erfolgreich. Am Ende hatte er die Schuldigen gefasst. Vom Büro des Kommissar ging es zum Untersuchungsrichter, Comélieau beispielsweise. Der brachte die Täter:innen in Untersuchungshaft. Maigret war aus dem Spiel. Wie heißt es? »Nicht meine Baustelle!«
Irgendwann, so fand Maigret heraus, hatte sich Louise Laboine auf den Weg in die »Pickwick's Bar« gemacht. Dieses Etablissement soll sich in der Rue de l’Étoile im 17. Arrondissement befunden haben und als Leser:in realisiert man schnell, dass das nicht der Ort war, an dem sich eine junge Frau nachts allein aufhalten sollte. Louise hatte das – aufgrund ihrer Not – nicht abgehalten.
Zwei Jahre ist es nun schon her, dass wir – wie Lognon und Maigret – auf den Spuren von Louise wandelten. Die Vorbereitungszeit war denkbar knapp und bestand darin, am Vorabend den Roman durchzublättern und Adressen herauszusuchen. Es war klar, dass mit dieser wenig methodischen Vorgehensweise, Wegpunkte übersehen werden konnten.
So vieles von dem Paris Maigrets ist mittlerweile verschwunden, hat sich derart verändert, dass es nicht wiederzukennen ist, oder wurde verlegt. Diesmal geht es um eine Institution, die Besucher keineswegs magisch anzieht, in die niemand gebracht werden möchte und in die auch keiner gern eingeladen wird, um Dritte wiederzusehen.
Mit ein wenig Glück hätte es ein kurzer Spaziergang für Madame Maigret werden können. Dieses war ihr jedoch nicht hold, denn ihr Mann »schleppte« sie zum Mittagessen zwar in ein Restaurant in unmittelbarer Nähe, aber von da an hieß es wieder »heiße Füße«. Im weiteren Verlauf hatte der urlaubende Kommissar dann Mitleid mit seiner Frau ...
Die Überschrift tönt ein wenig so, als würden die Maigrets – Amsterdam-like – direkt an einem Kanal wohnen und der Kommissar könnte zu seinem Arbeitsplatz mit dem Boot fahren. Wäre eine nette Idee, nur nicht umsetzbar. Die Aussage an sich ist nicht falsch. Die Maigrets hatten am Boulevard Richard-Lenoir einen Kanal vor der Tür. Gar nicht mal so klein.
Wunderbar! Ich habe einen zweiten Spaziergang für euch. Also, wenn ihr mal in Paris seid, dann könnt ihr euch auf die Socken machen und es scheint mir so, als würde euch dieser Flaniervorschlag in deutlich touristische Gegenden führen, als der Erste es noch tat. Meine Empfehlung wäre auf jeden Fall, dass man bequeme Schuhe anzieht und sein Geld gut verstaut.
Maigret ist ein echter Paris-Kenner. Während viele Bewohner der Stadt ihren Quartieren verhaftet sind und kaum mal über den engen Tellerrand hinaus schauen (oder hinausgeschaut haben), brachte die Mordlust der Pariser den Kommissar in die verschiedensten Ecken von Paris. Aber von Spaziergängen ist selten die Rede, da geht Madame Maigret mit ihrem Mann vom Kino zurück.