Wenn Romane Frauen wären


Zusammenfassung

Eigentlich geht es um ein ganz anderes Buch und einen ganz anderen Schriftsteller. Aber über einen Umweg kommt Simenon wieder auf Simenon zu sprechen und fragt sich, ob er diesen Schriftsteller Simenon vorziehen soll. Die Antwort fällt nicht eindeutig aus, denn: »Chwin betört durch die Opulenz, den Reichtum seiner Sprache, seiner Bilder. Jedes Ding bei ihm glitzert in Nuancen; die Nuancen sind das Leben bei ihm. Simenon sieht in diesem Punkt aus wie ein Bauer; wie bei Chwin die Gleichnisse, die Bilder, die Nuancen, so könnte man bei Simenon mit derselben Mühelosigkeit das zitieren, was man schlicht und einfach Klischees nennen müsste, wenn man gerade eben Chwin gelesen hat; ja, es sind Klischees, keine Frage. Wo bei Chwin hundert Nuancen ein paar Figuren hervorholen aus der Verlorenheit, dem Schattendasein davor, da sind es, in den vielen Romanen Simenons, wenige fast dazu noch wortarme Klischees, die Hunderte von Figuren lebendig werden lassen. Leben entsteht hier durch die unendliche Variation ganz weniger Elemente, dort durch die unendlich treffsichere Anwendung von tausend Nuancen. Es ist ein wunderbares Vergnügen, diese Sprache zu lesen; Maigret zum Beispiel hat in der Tasche nichts als ein altes schwarzes Notizbuch. Aber wenn ich nun wählen sollte, welchen Roman ich lieber lese, Chwins oder Simenons.« Vollmann hat vollkommen recht, wenn er sagt, dass man sich bei Büchern Gott sei Dank nicht entscheiden müsste. Ganz andes als bei Frauen...