Man sollte nicht zuviel erwarten, wenn man nach vielen, vielen Jahren wieder zurück in die alte Heimat kommt. Das alles so ist, wie es beim Verlassen gewesen ist, sollte man schon gar nicht voraussetzen. So gesehen hat Jeanne vielleicht einen Fehler gemacht, als sie nach vielen Jahren wieder in das Haus ihres Bruders zurückkeht, denn dem sind die Probleme so über den Kopf gewachsen, dass er sich einen Strick über den selben gezogen hat und erhängt. Kurz nach dem die Schwester eingetroffen war, stand das Haus plötzlich Kopf – Jeanne hatte keinen guten Zeitpunkt gewählt.
In der Familie steht es nicht zum Besten. Der Sohn hat sich in das Dienstmädchen verliebt – eine lebenslustige Spanierin, die den ganzen Tag singt und lacht. Die Tochter ist in ihren Vorgesetzten verliebt und weiß, dass es keine Hoffnung gibt, ein gemeinsames Leben zu führen. Der Vater kommt abends von seinem drögen Job nach Hause, tut geheimnisvoll und schweigt sich in jeder Beziehung aus und die Mutter ist Alkoholikerin und macht just in dieser Zeit im November eine ihrer Novenen durch, wie ihre Dauertrinkanfälle genannt werden.
Ausgerechnet der Vater muss eine Affäre mit dem Dienstmädchen anfangen und so den Sohn gegen sich aufbringen. Man fragt sich, wie es der alte Langeweiler geschafft hat, das Mädchen herumzukriegen. Allzulange hat er keine Freude an der Affäre – Manuela verschwindet von einem Tag auf den anderen. Aber das bringt keinen Frieden.
Maurice Dudon greift einen jeden Freitag, manchmal auch schon ein paar Tage vorher, in die Kasse seines Chefs, um an diesem Freitag, seinem einzigen Vergnügen zu fröhnen. Der Buchhalter fuhr dazu in die Rue Charon, in dem es ein Haus gab, in dem Mädchen sich für Geld hergaben. Das war das Vergnügen des Maurice Dudon.
Das war aber auch alles, so muss man es ganz hart formulieren: Es war ein trostloses Leben, welches der Mann führte. Eine miese Wohnung in einer farblosen Umgebung, keinerlei Freunde und Kollegen, die ihn nicht mochten. Was für ein Leben?
Da bringt ein Unfall ein wenig Abwechslung in das Geschehen.
Antoine ist Zauberkünstler, Julie ist eine Hausfrau. Der Zauberer war privat unterwegs und konnte gut von seinen Engagements leben. Julie hatte in die Ehe gewissen Besitz mitgebracht und so waren die beiden im Großen und Ganzen glücklich. Wenn da nicht die Trinkerei Antoines wäre, die das Glück der beiden zu zerstören droht. Simenon schildert in drastischen Worten, wie zwei Menschen aufgrund der Trunksucht sich entfremden und zerstören können.
Frauen verlassen manchmal ihre Männer, andersherum soll es auch vorkommen. Wenn eine Frau einen Mann für den Freund eines Mannes verlässt, dann wird es allerdings schwierig. Noch unangenehmer ist es, wenn man diesem Ex-Freund dann nicht aus dem Weg gehen kann, so wie der Lotse, der das Schiff seines Ex-Freundes immer wieder sicher zum Ziel bringen muss.
Nicht vor Reisebeginn anfangen zu Trinken: Das ist ein Ratschlag, den man jeden Autofahrer geben kann. Steve hat sich an diese schlichte Weisheit nicht gehalten und deshalb endete die lange Fahrt nach Maine in einem Fiasko. Mit seiner Trinkerei, die er aus purem Widerstand gegen seine Frau Nancy beginnt, beginnt das große Abenteuer, dass seiner Frau beinahe das Leben kostet. Zu spät merkt Steve, dass dies ein zu hoher Preis ist.
Wenn jemand eine Reise tut, dann kann das bös enden. Die Reise von Joseph und Germaine Dupuche, frisch verheiratetes Ehepaar aus Amiens, ist dafür eine Paradebeispiel. Der junge Mann will seine neue Stelle in Ecuador antreten und bleibt unterwegs hängen, da die Firma, für die er arbeiten sollte, Pleite geht. Es beginnt mit Flucht in den Alkohol, dem langsamen Zerbrechen einer Ehe und endet im endgültigen Abstieg - sowohl in gesellschaftlicher wie auch in gesundheitlicher Hinsicht.
Sucht der junge Mann Abenteuer? Wahrscheinlich nicht – er kommt mit einem festen Arbeitsplatzangebot in Libreville an. Es zerschlägt sich schon an den ersten Tagen: der Vertreter der Firma sagt ihm ins Gesicht, dass keine neuen Leute eingestellt werden, egal was ihm in Frankreich erzählt worden wäre.
Was macht man nun in einem fremden Land, wenn es überhaupt nicht nach Plan verläuft. Simenon hat keine Vorliebe für die Kolonialvertreter in Afrika und so darf man keinen Roman erwarten, in dem sympathische Vertreter aufwarten. Der junge Mann muss seinen Weg finden.
Xavier Lhomond war Gerichtspräsident. Eines Abends erreichte er den Apotheker nicht, der die Medikamente für sine Frau hatte, und ist gezwungen, diesen aus einer verrufenen Bar anzutelefonieren. Beim Herauskommen wird der Jurist von einem Kollegen gesehen, welcher seine ganz eigenen Schlüsse zieht.
Am nächsten Tag sitzt Lhomond mit eben diesem Kollegen zu Gericht und hat über die Schuld von Diendonné Lambert zu entscheiden, dem der Mord an seiner Frau vorgeworfen wird. Der Ablauf und der Ausgang des Verfahrens wird von den Erfahrungen geprägt, die der Gerichtspräsident während der Verhandlung machen darf.
Madame Sabin-Levesque hatte sich viel Zeit gelassen. Ihr Mann war schon seit Tagen verschwunden, aber besonders aus der Fassung hatte sie das nicht gebracht. Maigret und seine Mitarbeiter hegten den Verdacht, dass sie eine fehlende Flasche Hochprozentiges viel eher aus dem Gleichgewicht bringen würde: Die Frau hatte ein Alkoholproblem, sodass Monsieur Charles – so wurde ihr Ehemann genannt – in den Hintergrund trat.
Viele Autoren glauben, dass sie ohne Alkohol nicht schreiben können. Die Kombination hat fatale Nebenwirkungen, nicht nur auf die Gesundheit sondern auch auf das soziale Umfeld. Lange Jahre glaubte auch Georges Simenon, dass ihm der Alkohol beim Schreiben hilft, und machte dabei als Trinker eine erstaunliche Entdeckung. Ein Buch berichtet darüber.
Jetzt, wo ein wenig Ruhe einkehrt, kann man die Artikel, die in den letzten Wochen erscheinen sind, Revue passieren lassen. Dabei kann man Gewagtes lesen.