Fenton Bresler

Auf der Suche nach dem nackten Menschen


Fenton Bresler schrieb die erste Biographie über Georges Simenon – dies noch zu dessen Lebzeiten. In den Mittelpunkt stellt er den Menschen Simenon und nicht dessen Werk. Insofern finden sich in dem Buch verhältnismäßig wenig Informationen und Wertungen zum literarischen Werk des Autoren.

Mit so einer Biographie ist das so eine Sache - wie will man überprüfen, ob der Schreibende Recht hat? Er berichtet Sachverhalte aus dem Leben des zu Biographierenden und stellt, wenn er gut ist, andere Meinungen dagegen. Der Leser muss sich sein eigenes Bild machen.

Fenton Bresler tut das in seiner Simenon-Biographie auch: er lässt ausführlich die Familienmitglieder Simenons zu Wort kommen: sowohl die Kinder des Schriftstellers wie auch seine Ex- und Quasi-Ex-Ehefrauen. Das gibt natürlich ein differenziertes Bild und glücklicherweise lässt der Autor den Leser mit den verschiedenen Meinungen nicht allein, sondern gibt auch seine eigene Meinung zum Besten. Das kann er auch gut, hat er die Gespräche mit den Beteiligten gesucht und kann sich gut ein Bild machen – man lernt die Menschen kennen. Ein unschätzbarer Vorteil, den andere Biographen Simenons nicht haben und nicht mehr haben können. Diese sind, wie Patrick Marnham in »Der Mann, der nicht Maigret war« auf die Aussagen Dritter angewiesen.

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Hier zu schreiben, was Bresler über den Autor geschrieben hat, ist wohl nicht angemessen. Über den Aufbau des Buch kann man aber sehr wohl ein paar Worte verlieren, gerade wenn man das Buch mit anderen Biographien über Simenon vergleicht. Es ist für seinen Umfang (fast 400 Seiten) eigentlich sehr knapp geschrieben. Viele Episoden aus dem Leben Simenons werden nur sehr knapp behandelt, so zum Beispiel die Kindheit und Jugend Simenons. Ebenfalls sehr kurz und knapp wird das Werk Simenons behandelt. Nur etwa die Hälfte der Maigret-Erzählungen erwähnt überhaupt eine Erwähnung; Non-Maigret seitig sieht es noch etwas schlechter aus. Das muss allerdings kein Nachteil sein – aus meiner Sicht war aber die Art der Zitatdarstellung innerhalb des Buches schlecht gelöst. Diese wurden von dem übrigen Text in keiner Weise abgesetzt.

Ausführlich wurde, wie schon erwähnt, das Verhältnis Simenons zu seinen Frauen und Kindern geschildert und sein Verhältnis zur Sexualität (also allen anderen Frauen). Hierbei wird auch ausführlich aus dem Werk zitiert.

Ein Vorwurf dem man dem Buch nicht machen kann, was aber die Zeit mit sich bringt – das Buch stammt aus den achtziger Jahren – ist die mangelnde Aktualität. Von einem zwanzig Jahre alten Buch darf man nicht erwarten, dass die Informationen zu den deutschen Ausgaben noch stimmen: weder die Titel noch die Angaben über das Erscheinen sind noch korrekt. Fenton Bresler hat ein Buch über das Leben geschrieben, nicht über das Werk des Autors – eine Werkführung darf der Leser nicht erwarten.


Bibliographische Informationen:
The Mystery of Georges Simenon
entstand 1983
erschien 1985 bei Ernst Kabel Verlag