Simenon in TextArt
In der Ausgabe Nr. 2/03 der Zeitschrift TextArt findet sich ein mehrseitiger Artikel über Georges Simenon. Geschrieben wurde der Beitrag von Oliver Buslau, der gleichzeitig Chefreakteur der Zeitschrift ist. Es geht in diesem Blatt um das Schreiben. Nicht das Schreiben von Kündigungen und Beschwerdebriefen, obwohl hier auch manchmal eine gewissen künstlerische Ader gefordert ist, sondern um das Schaffen von kreativen Texten. Der Name der Zeitschrift deutete dieses dezent an.
Buslau geht in seinem Artikel der Frage nach, wie es Simenon geschafft hat, ein so umfangreiches Werk zu hinterlassen. Der rote Faden ist das Leben des Schriftstellers, eine Vorgehensweise die logisch erscheint, da Simenon zu verschiedenen Zeiten unterschiedlich gearbeitet, oder soll man sagen, produziert hat. Buslau zeigt Simenons Weg zum Schreiben auf, über die Groschenromane hin zu seiner schriftstellerischen Emanzipation: Maigret. Diese Kommissar war wirklich etwas Neues, denn ein Polizeiangestellter als Romanfigur war selten anzutreffen und nicht populär. Auch vom Menschentyp unterschied sich Maigret von seinen literarischen Vorgänger: »Maigret wirkte harmlos.« Der Polizist löste seine Fälle als »einfühlsamer Beobachter«, nicht durch Genialität wie einige seine Vorgänger, zum Beispiel Hercule Poirot, oder durch knallhartes Vorgehen, wie die Zeitgenossen Marlowe und Crane. Der Berurteilung, dass er in einer spießerischen Ehe lebt, mag man nicht unbedingt folgen; denn Madame Maigret war die klassische Hausfrau, um ihren Mann besorgt und bemüht, aber unterwürfig? Das gäbe Stoff zum Diskutieren ab.
Da auf den Schreibstil immer wieder eingegangen wird, spielt auch die magische Zahl 2000 eine Rolle. Das war der aktive Wortschatz des Schriftstellers beim Schreiben seiner Bücher, wie findige Wissenschaftler ermittelt haben. Oliver Buslau setzt dieser Tatsache eine Warnung nach: »Aber Vorsicht: ›keine Literatur‹ bedeutet nicht Umgangssprache oder Schlampigkeit.« Buslau gibt dabei anschauliche Beispiele, wie Simenon seine Sprache diszipliniert hat: in Situationen, in den Details unwichtig waren, begnügte er sich mit einem groben Muster; konnte aber auch ganz anders.
Der Artikel wird abgeschlossen durch eine Leseliste, eine Referenzliste zu Sekundärliteratur (die auch autobiographsiche Stoffe enthält) und auf Hinweise im Internet (auch auf diese Seite wird verwiesen, auch wenn dies nicht die Seite der Simenon-Gesellschaft ist, wie dort [wie ja auch anderswo] geschrieben steht).