Lothar Baier verstorben


Die Verbindungen sind verblüffend: im Mai schrieb ich an dieser Stelle über Jean Améry, der in den sechziger Jahren einen Beitrag über Simenon in einem Monatsblatt verfasst hat. Dabei erwähnte ich, dass er sich in einem Essay mit dem Titel »Hand an sich legen« mit dem Thema Suizid beschäftigt hat. 1978 setzte Améry seinem Leben ein Ende. Das Werk von Améry sollte von Lothar Baier übersetzt werden.

Lothar Baier sollte Simenon-Kennern kein Unbekannter sein: der Autor und Literaturkritiker war auch als Übersetzer tätig. So übersetzte der Mann, der die französische Sprache perfekt beherrschte, unter anderem Simenons »Der Mörder«. Die Übersetzung entstand anlässlich der Erstübersetzung für den Diogenes-Verlag und wurde seit dem mindestens zehnmal veröffentlicht, das letzte Mal im Simenon-Geburtsjahr 2003.

Lothar Baier arbeitete als Literaturkritiker bei der »Frankfurter Allgemeinen Zeitung« bevor er 1984 die Zeitung verließ, wohl vom großen Meister Marcel R.-R. vertrieben, wenn man dem glauben darf, was man so lesen darf. Damit begann ein langes Kapitel: von 1984 bis 2003 arbeitete Baier für die Schweizer »Wochenzeitung« und war seit vielen Jahren bis zu seinem Ausscheiden verantwortlicher Redakteur für den Gesellschaftsteil der Zeitung. Mit der Umstrukturierung der Zeitung verließ er die Zeitung und ging im letzten Jahr nach Kanada, um einen Neuanfang zu wagen.

Baier litt seit einigen Jahren an Depressionen, die mit Beginn des Sommers ausbrachen. Diese Depression war es auch, die Lothar Baier vermutlich dazu brachte, Mitte Juli Selbstmord zu begehen. Weitere Informationen über Leben und Werk des Übersetzters finden sich in einem Artikel der Wochenzeitung.