Diogenes 1952–2002


Wahrscheinlich hat man bei Diogenes schon gelacht, wenn die Sprache auf die Verlagschronik kam. So etwas wie ein Running Gag, den nur Insider verstehen. Eigentlich für das Jahr 2002 angekündigt, kann man jetzt diese Chronik in den Händen halten. Eine Katastrophe ist diese Verzögerung nicht. Blättert man durch die Chronik, merkt man sehr schnell, dass sich die Wartezeit durchaus gelohnt hat. Fast tausend Seiten hat das das Buch, welches von Daniel Kampa herausgegeben wurde, und es ist reich bebildert.

Schwierig bis geradezu unmöglich ist es, sich mit dem Bild auf die Couch zurückzuziehen, um ein wenig darin zu schmöckern (wenn man gleichzeitig noch eine Katze auf dem Brustkorb zu liegen hat, wird es geradezu unmöglich). Das Buch ist schwer. So habe ich mich erstmal einmal darauf verlegt, den Stellenwert von Simenon in dieser Chronik zu erforschen und da gibt es reichlich Informationen und Bildmaterial.

Es fing damit an, dass Fellini Daniel Keel fragte:

Warum machst du nicht Simenon?

. Auf diese gute Frage hin, nahm sich der Diogenes-Verleger die gerade erschienene Autobiographie »Als ich alt war« zur Hand und war begeistert. 1971 kam der erste Simenon bei Diogenes heraus, Geschichten vom kleinen Doktor, die darüberhinaus noch illustriert waren. Das erste Gespräch zwischen Verleger und Schrifsteller verlief sehr distanziert ab. Simenon taute, nach Berichten von Daniel Keel, erst auf, als er berichtete, dass er Čechov verlegen würde. Sechs Jahre später wurden die deutschen Rechte frei und Simenon wurde Autor von Diogenes.

Die Arbeit verlief, wie man der Chronik entnehmen kann, nicht immer reibungslos. Simenon beschwerte sich bei Keel, dass er sich zu wenig um ihn kümmere. Kein Verleger würde so wenig Briefe schreiben wie Keel. Ordentlich Ärger gab es auch um die deutsche Ausgabe der Autobiographie »Intime Memoiren und die Briefe von Marie-Jo«. Hier musste der Verlag kräftig in die Übersetzung investieren. Gleichzeitig forderte Simenon einen sehr hohen Vorschuss – und setzte sich gegenüber dem Verlag durch. Gerechnet hat sich das für Diogenes nicht: von der Hardcover-Ausgabe des Buches wurden laut Chronik 2633 Exemplare verkauft.

Witzig ist, dass erwähnt wird, dass Simenons Frau einen Verleger abgebügelt haben soll, ihr Mann könnte nicht ans Telefon kommen, da er gerade ein Buch schreibe, worauf dieser geantwortet haben soll, das wäre kein Problem, er würde warten. Die Geschichte ist nicht unbekannt. In den meisten Übertragungen ist der Anrufende allerdings der Regisseur Alfred Hitchcock.

In dem Buch finden sich darüber hinaus Informationen über die Umschlaggestaltung, und der Abbildungsteil beschränkt sich nicht nur auf Schriftstellerporträts und Coverabbildungen.