Bibliothèque de la Pléiade


Im deutschsprachigen Raum gibt es nichts, was mit der Pléiade aus Frankreich vergleichbar ist. In der seit 1931 vom Verlag Gallimard herausgegebenen Reihe werden nur die Größten der Großen veröffentlicht und neben der Größe des Werkes spielt auch der Tod eine gewisse Rolle. Man muss schon tot sein, um in die Bibliothek aufgenommen zu werden (nur wenigen ist das Kunststück gelungen, zu Lebzeiten aufgenommen worden zu sein).

Im Jahr seines 100. Geburtstages hat es auch Georges Simenon geschafft. Gallimard, der Verlag, der über ein anderthalb Jahrzehnte das Werk Simenons herausgab, hat sich entschlossen, dessen große Werke in zwei Bänden herauszugeben. Ein paar Worte zum äußeren Erscheinungsbild: die Bücher kommen in sehr gepflegter Erscheinung daher. Es wurde »Bibelpapier« verwendet und der Raum auf der Seite wurde vollgenutzt - diese Aufmachung dürfte für die gesamte Reihe gelten. Beide Bände sind im Mai erschienen.

Band 1 beginnt mit einer Einleitung des Herausgebers. Dem schließt sich eine Chronologie der Jahre 1877 (Geburt des Vaters) bis 1947 an. In diesem ersten Band sind folgende Romane enthalten:

»Le charretier de la »Providence««
»L’affaire Saint-Fiacre«
»Les fiançailles de Monsieur Hire«
»Le coup de lune«
»La maison du canal«
»L’homme qui regardait passer les trains«
»Le bourgmestre de Furnes«
»Les inconnus dans la maison«
»La veuve Couderc«
»Lettre à mon juge«

Den einzelnen Romanen, die etwa 1300 Seiten einnehmen, folgen dann Anmerkungen zu den Texten und Manuskripten; teilweise auch zu den Notizen Simenons zu den Romanen.

Der zweite Band beginnt, wie der erste, mit einer Chronologie- die Jahre 1947 bis 1989 werden stichpunktartig beleuchtet. In dem Band sind folgende Romane zu finden:

»La neige était sale«
»Les Mémoires de Maigret«
»La mort de Belle«
»Maigret et l’homme du banc«
»L’horloger d’Everton«
»Le président«
»Le train«
»Maigret et les braves gens«
»Les anneaux de Bicêtre«
»Le petit saint«
»Le chat«

Die Auswahl der Werke ist rundherum gelungen. Über das eine und andere lässt sich sicher diskutieren (warum »Maigret et les braves gens«?), aber es sind Romane, die ein komplettes (und positives) Bild des Autoren zeichnen, Romane, die ich jedem Simenon-Neuling als Einstieg empfehlen kann. Nach den Notizen folgt eine Biblio- und Filmographie.

Kauft man drei Bände aus der Bibliothéque de la Pléiade, so erhält man den Band »Album Simenon« dazu (umsonst). Nun kostet ein jeder Simenon-Band aus der Bibliothek etwa 50 Euro. Da wird es sich so mancher verkneifen, einen dritten Band zu kaufen, besonders dann, wenn einem der Rest des Literaturwelterbes herzlich egal ist. Denen kann geholfen werden: Bei EBay wird dieses Album mittlerweile einzeln angeboten. Das Buch kommt in etwas schmalerem Format als die eigentlichen Werks-Bände daher. Das von Pierre Hebey herausgegebene Buch ist reich bebildert (sowohl von Buchcovern und als auch persönlichen Dokumenten Simenons). Legt sich jemand die Pléiade-Bände zu, sollte das Album auf keinen Fall fehlen (eine Aussage, die Gallimard sicher erfreuen wird).

Wer der französischen Sprache auch in äußerst schneller Vortragsweise mächtig ist, für den ist vielleicht auch die DVD »Les grands entretiens de Bernard Pivot« interessant. Auf der DVD findet sich ein hundertfünfzig Minuten langes Gespräch zwischen Pivot und Simenon. Die DVD wurde ebenfalls von Gallimard herausgegeben.