... und nun das Dritte


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Beim letzten Mal habe ich noch geunkt, dass wenn Diogenes so weiter macht, hier jedes Mal über das Diogenes-Magazin geschrieben werden muss. Zu unserem Schaden soll das sein, aber ich habe den Eindruck, jetzt erleben wir einen letzten Paukenschlag - dann wird erst einmal Ruhe sein. Mit Maigret. Mit Simenon.

Unscheinbar kommt das neue Heft daher. Auf dem Titelbild posiert (im besten Sinne) Martin Suter, der seinen neuen Roman »Der Koch« bewirbt, welcher im neuen Jahr erscheinen wird. Wichtig - gerade für Diogenes - ist auch das 25jährige Jubiläum von »Das Parfüm« von Patrick Süskind, ein Erfolg, der dem Verlag sehr wohl getan hat. Und dann gibt es noch eine Liebeserklärung an Tomi Ungerer. Suter, Süßkind, Ungerer - Klassiker im Diogenes-Verlagsprogramm.

In der Vorfreude wieder ein, zwei unterhaltsame Stunden mit dem Magazin zu haben, blättere ich zum Inhaltsverzeichnis - man hat ja mittlerweile schon seine Lieblingsrubriken, erstaunlich für eine dritte Ausgabe, nicht wahr? - und schon wird man als Simenon-Liebhaber elektrisiert und man fängt an hektisch zu blättern. Auf Seite 60 soll es ein großes »Maigret-Special« geben. Nichts wie hin.

Es beginnt mit »Maigret im Ruhestand«, einem Text von Simenon, der im Inhaltsverzeichnis als Erzählung angekündigt wird, aber bei näherer Betrachtung keine ist (und deshalb auch zu Recht keinen Platz im gerade erschienenen Band »Sämtliche Maigret-Geschichten« gefunden hat). Der Text ist vielmehr eine Danksagung und ein Abschiedsgeschenkt an Kommissar Guillaume, der in vielen Punkten Simenon als Vorbild für den späteren Maigret dienen sollte. Hier wird in Versatzstücken immer wieder Maigret in Aktion versetzt, überwiegend besteht der Text aus Erinnerung an die Entstehung Maigrets beziehungsweise an Simenon Begegnung mit Kommissar Guillaume. Ich kann mich allerdings nicht erinnern, diesen Text vormals in deutscher Sprache irgendwo gelesen zu haben - wirklich Neues wird man nicht finden, aber schön, mal was Neues zu lesen.

Man kann das Heft auch als letzten dringenden Aufruf verstehen, als Gesamt-Ausgaben-Sammler ein Bild von sich mit der Sammlung zu machen und dieses an Diogenes zu senden. Denn dort sind auf einer Seite die ersten Sammler versammelt - interessant das Mann-Frau-Verhältnis, welches 6:2 beträgt. Vier von diesen - Sie können sich denken, dass es nicht die Frauen sind - haben auf dem Foto zumindest eine Pfeife im Mund. Eine Sammlung der eingesandten Fotos würde mich wirklich mal interessieren - ob Diogenes daraus einen eigenen Band macht? Wie dem auch sei: Diejenigen, die ihre Fotos einsenden, bekommen den Bildband über Simenon zugesandt, der hier in den nächsten Tagen noch ausführlich betrachtet werden soll.

Dazu gibt es eine Doppelseite mit Fotografien von Robert Doisneau von Simenon.

Jacques Berndorf, Gert Heidenreich, Vincent Klink und Wigalf Droste verraten, welchen Maigret sie aus der großen Edition empfehlen würden und von Burkhard Spinnen gibt es einen Beitrag, in dem er sich über Simenons Bibliothek Gedanken macht und uns über den Sammlungs-Nachlass informiert.

Schlussendlich findet sich noch ein Text von Andrea Camillerie über sein Verhältnis zu Simenon, den er bei der Produktion der ersten italienischen Maigret-Serie kennengelernt hatte und schreibt darüber, wie man mit Simenon zusammen gearbeitet hatte. Er resümiert:

Damit stehe ich tief in Simenons Schuld. Als ich selber begann, Kriminalromane zu schreiben, galt es, Montalbano von Maigret abzusetzen. Teilweise ist mir das, glaube ich, gelungen, vor allem, was den Ermittlungsstil betritt. Maigret lässt sicht auf die Atmosphäre ein und vertraut seinen Gefühl, er versucht sich in den Toten hineinzudenken und identifiziert sich fast mit ihm, um die Motive für das Verbrechen zu begreifen.