Gräser am See

Bemüht in Finnland

»Maigret in Finnland«


Eine der kleineren Unannehmlichkeiten für Maigret dürfte gewesen sein, dass es auf der finnischen Insel keinen Cognac gab. Aber es wäre nicht Maigret, wenn er sich nicht anpassen würde: Der gute polnische Wodka – »Das Lied von Warschau« – machte es schlussendlich auch. Außerdem gab es noch Bier. Man kann sagen, damit war die Welt schon fast in Ordnung.

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Es ist bekannt, dass Maigret deftiger Küche nicht abgeneigt war. Das finnische Essen war jedoch nicht seine Welt. So sah man Maigret sogar den Teller wegschieben und sich auf das Trinken konzentrieren. Ein Highlight dürfte allerdings der Seehund in Biersauce gewesen sein.

Dann war dann noch das Thema mit den Lichtverhältnissen. Nicht, dass es geregnet hätte. Er war nur im Sommer in Finnland und die langen, hellen Tage machten ihm zu schaffen.

Aber er hatte großes Glück. Ein Polizist namens Ari, der er schon kannte, half ihm bei der Lösung des Falls. Wie in der Vorlage »Maigret und der Verbrechen in Holland« war er vor Ort, weil ein französischer Staatsbürger in Nöten war.

Fangen wir an der Stelle mal an: Es fällt ein Schuss und getroffen wurde Konrad Porola. Aus dem Bad-Fenster schaut Jean Duclos, ein Pariser Professor, der dort als Gast wohnte. Wenige Augenblicke später kommt er aus dem Haus gerannt und rennt, die Pistole immer noch in der Hand, zu Konrad. Der sagt seine letzten Worte und verstirbt.

Der Fall scheint eindeutig zu sein, der Professor findet sich auf der Polizeiwache wieder und tut nichts, um die lokalen Polizeibehörden für sich einzunehmen.

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Man befindet sich ganz am Anfang des Films und schon fangen die Ungereimtheiten an. Professor Duclos sagt den Polizisten, dass er Jurist wäre und seine Rechte kennen würde. Er würde nichts sagen (was in der Tat sein Recht ist) und verlangte, dass ein Polizist aus seinem Heimatland für die Untersuchung hinzugezogen wird (was hanebüchen ist). Den Polizei-Tourismus mag man sich mal vorstellen, wenn das jemals so gewesen wäre.

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Man schickt Maigret und trifft auf Ari. Sie müssen sich in Paris kennengelernt haben, denn Ari erwähnt, dass ihm Lognon französische Krimis schicken würde. Die Anzahl der Leute auf der Insel, die nicht französisch sprechen, ist verschwindend gering. Mir ist klar, dass in den nordeuropäischen Staaten die Mehrsprachigkeit ausgeprägter ist, als hierzulande. Allerdings spielt die Geschichte zu einer Zeit, in der es noch nicht normal ist.

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In welcher Zeit der Roman spielt, ist nicht genau zu sagen. Der Roman selbst ist einer der ganz frühen Maigrets. Es ist die Rede davon, dass der Werftbesitzer Noorpa in wirtschaftliche Bredouille gekommen wäre, weil Boote mit Kunststoff-Rümpfen in Mode gekommen wären. Eine kurze Anfrage im Internet brachte zu Tage, dass es diesen Umbruch gab. Der fand aber in den sechziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts statt. Dazu passten dann aber wieder die dargestellten Fahrzeuge nicht und ich glaube auch nicht, dass man in den sechziger Jahren als finnischer Schmuggler mit dem Boot bis nach Polen kam und Wodka nach Finnland bringen konnte. Abgesehen davon, dass es für ein so kleines Boot, wie Noorpa es fuhr, eine Weltreise bis Polen wäre.

Das man die Geschichte von Holland nach Finnland verfrachtet hat, soll damit zu tun haben, dass die Finnen an den Produktionen der Maigret-Reihe beteiligt gewesen sind. Irgendwann wollte man auch mal was davon haben. Allerdings wirkt das ganze sehr bemüht und ich dachte mir immer wieder, wäre doch schön, wenn man die Geschichte in Holland gelassen hätte, wo sie ursprünglich spielte. Denn die Story an sich, funktioniert. Vielleicht hätte es gereicht, aus »Pietr dem Letten« einen »Pietr der Finne« zu machen…

Ärgerlich wird sie nur durch das »Gewollte« und durch die Ungenauigkeiten, die vielleicht auch der Synchronisation geschuldet sind.