Nicht einmal ansatzweise …


... kann man sagen, dass die Todesstrafe der Weisheit letzter Schluss – im Gegenteil. Sehr, sehr weit davon entfernt. Auf 3sat kam am heutigen Abend ein interessanter Dokumentarfilm. In ihm wurden europäische Henker zu ihrem Geschäft und ihrem Leben befragt. Der Film, der auch im Kino lief, war sehr aufschlussreich, und man kann Kritiker der Todesstrafe sein, wie ich es bin, und ertappt sich dabei, dass einem einige der Scharfrichter durchaus sympathisch waren. Interessant auf jedem Fall, dass es solche und solche gibt – wie immer und überall: hier derjenige, der sein Geschäft mit ganzer Leidenschaft versah; da einer, der in die Rolle hineingedrängt wurde und darunter litt; der Technokrat nicht zu vergessen.
In dem unten angeführten Band von Diogenes (»Über den Tod«) findet sich eine Geschichte von George Orwell, in dem er die Hinrichtung eines Hindus beschreibt, vielmehr den Weg zu der Hinrichtung; und dabei die Frage aufwirft, wie man sich anmaßen kann, über das Leben zu richten. (Die ganze Erzählung, ich glaube, auch hier ist nur ein Ausschnitt zu lesen, findet sich in dem Band »Meistererzählungen«, der in den 90er Jahren erschienen ist.)

Da kommt man natürlich zwangsläufig zu dem Thema »Simenon und die Todesstrafe«. Er scheute sich nicht, ein Cover (einer Maigret-Erstausgabe) mit einer Hinrichtungsszene zu schmücken. Immer wieder gab es auch zum Tode verurteilte, in seinen Büchern. Maigret begleitet einige auf ihrem letzten Weg. Eine Wertung kann ich den Büchern nicht entnehmen. Der Kommissar ist es auch nicht der verurteilt; er ist als Mensch dort und häufig auf Wunsch der Verurteilten, die er mit seiner Festnahme, mit seinen Untersuchungen auf diesen letzten Weg gebracht hat. Mir scheint, das Thema müsste einmal näher beleuchtet werden.

Grauselig wie das Thema ist, hoffe ich, dass ich jetzt die nötige Bettruhe finde und das Thema beiseite schieben kann.