Der Reporter Simenon


Zusammenfassung

»Hätte er nicht mit seinem Schiff "Ginette" die Flüsse und Kanäle Frankreichs befahren, wären ihm die Maigret-Geschichten "Schleuse 1" und "Das Haus am Kanal" nicht so gut gelungen. Niemand hat auch so treu die miefige Tristesse der französischen Polizeiamtsstuben, ihrer Korridore mit den Wartenden, die dösigen Polizeiwachen wiedergegeben.« So sehr das auch inhaltlich stimmt, möge man aufpassen, denn »Das Haus am Kanal« ist keine Maigret-Geschichte und die »Schleuse 1« erschien in Deutschland unter einem anderen Titel (»Maigret in Nöten«). Wie andere Kritiker bemerkt das Dederke, dass die Reportagen aus den Bänden »Zahltag in einer Bank« und »Die Pfeife Kleopatras« sehr unterschiedlicher Qualität sind und meint, dass viele Berichte heute nicht mehr groß interessieren. Vermutlich auch deshalb, weil sich nur ein Fachpublikum in politischen Verhältnissen der Vorkriegszeit auskennt. »Drei Arbeiten Simenon – "Eine "Premiere" auf der Insel Ré", "Menschenfracht" und "Die Stunde des Negers" - gehören zu dem Bestand klassischer Reportagen, weil in ihnen nicht auf den Leser eingeredet wird, um ihn für irgendetwas zu gewinnen, sondern weil die Tatsachen so wiedergegeben und angeordnet werden, dass sie und nicht der Reporter überzeugen. Klassisch zu nennen sind sie vor allem, weil das Aktuelle im Dauernden aufgeht – so in den menschlichen Elementlagen des Deportierten, des Flüchlings und Auswanderers, des unterworfenen Naturmenschen und seines Herren.«