Über die Story

Diese Erzählung dürfte eine der letzten Maigret-Geschichten von Simenon sein, sie entstand 1970, drei Jahre bevor erklärte, er würde aufhören zu schreiben. (Der letzte Maigret-Roman ist »Maigret und Monsieur Charles«.) Maigret steht weder am Beginn seiner Karriere, noch ist er dem Ruhestand nahe – im besten Alter.

Eine ältere Dame schleicht seit mehreren Tagen um das Gebäude der Kriminalpolizei am Quai des Orfèvres, aber erst am vierten Tag lässt sie sich bei Maigret melden. Dieser wird vom Bürodiener – Joseph – und seinen Inspektoren vor überflüssigen Besuchern geschützt. So muss sich die ältere Dame – Madame Antoine de Caramé vom Quai de la Mégisserie – mit Inspektor Lapointe zufrieden geben. Sie erzählt ihm widerwillig ihre Geschichte, in der es, wie in vielen Fällen, um Leben und Tod ging. In ihrer Wohnung würden Sachen verschoben sein.

Eine Verrückte. Das Urteil fällt Lapointe schwer, da es nicht ganz mit dem Erscheinungsbild der alten Frau übereinstimmt. Aber wo ändern Vasen und Bilderrahmen schon von Geisterhand ihre Position? Bei Verrückten. Da der Kommissar sich der Sache nicht annimmt, diese aber keinen Aufschub duldet, fängt Madame Antoine de Caramé Maigret vor dem Tor der Kriminalpolizei ab und erzählt ihre Geschichte noch einmal. Maigret ist sich, wie Lapointe, nicht sicher, was er von der Frau zu halten hat. Er verspricht, sie an einem der nächsten Tage zu besuchen.

Es war beinahe Mittag, als ihn der Polizeikommissar des Ersten Arrondissements anrief.
»Ich habe hier eine Sache am Hals, die Ihre Brigade interessieren dürfte, denn die Concierge hat mir gesagt, dass einer Ihrer Inspektoren, ein junger hübscher Kerl, wie’s scheint, bei ihr bereits vorbeigekommen ist.«
Er ahnte es bereits.
»Am Quai de la Mégisserie?«
»Ja.«
»Ist sie tot?«
»Ja.«

Ein meisterliches Fehlurteil. Hatte sich Maigret vorher Gedanken gemacht, wie es bei der Presse wohl ankäme, wenn sie erfahren hätte, das er – Maigret – sich mit der Geschichte der wandernden Gegenstände befasst hätte; so machte er sich jetzt Gedanken darüber, was diese wohl dazu zu sagen hatte, wenn sie erführe, dass eine alte Frau um Hilfe »gefleht« hat und Maigret sie abgewimmelt hat.

Er nimmt diesen Tod persönlich und macht sich auf die Suche nach dem Täter. Die Frau hatte keine Feinde, da sie sich mit keinem mehr abgab. Ihre Nichte kam einmal mit Monat, aber es bestand kein herzliches Verhältnis. Die alte Dame wartete, dass ihre Nichte sich verabschiedete; und die Nichte wartete, dass der Erbschaftsfall eintritt. Der Großneffe der alten Dame war dieser schon er zugetan, aber es bestanden Welten zwischen ihnen. Sie konnte nicht verstehen, dass er lange Haare hatte und sein Lebensunterhalt mit Musik verdienen wollte.

Die Nichte, eine Masseuse, die nicht sehr schön anzusehen war (eine Untertreibung), gab sich mit dem Großen Marcel ab, einem Zuhälter und kleinem Ganoven aus der Pariser Unterwelt.