Jean Richard


Die Franzosen liebten ihn. Die Deutschen wussten nicht so recht, was sie mit ihm anfangen sollten. Sie kannten »ihren« Rupert Davies und der Franzose war halt ganz anders. Andererseits hatte er mehr Geduld als Davies und wurde eine Institution.

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Jean Richard spielte Maigret in einer Fernsehserie des ORTF von 1967 bis 1990.

Richard ist laut »Baseler Zeitung« der einzige Schauspieler, der von sich sagen konnte, alle Maigret-Erzählungen verfilmt zu haben. An anderer Stelle war zu lesen, dass Jean Richard von Simenon persönlich für die Rolle ausgesucht wurde.

Das hatte aber noch nicht viel zu sagen. Simenon: »Jean Richard mag für die meisten Franzosen der personifizierte ›Maigret‹ sein, weil sie ihn im Fernsehen oft genug als solchen gesehen haben, aber in meinen Augen ist er offen gestanden der schlechteste.« Simenon weiß das auch zu begründen. Er meinte, Richard gäbe einen amerikanischen, ziemlich unhöflichen Detektiv ab, was ihn ziemlich verärgert hat: »Er weiß, dass man nicht herumläuft und mit Hut im Genick und Pfeife paffend Leute aufsucht.«

So oder so, nahm das mit dem Richardschen Maigret kein so gutes Ende: Nach 24 Jahren im Dienste der Kriminalpolizei musste Jean Richard erfahren, dass er in den Ruhestand geschickt wurde. Bitter an der Geschichte ist, dass der Schauspieler einen Exklusiv-Vertrag hatte, in den vielen Jahren nur den Maigret gegeben hat und so auf diese Rolle angewiesen war. Nun sollte er nur noch ein paar Mark für die Wiederholungen bekommen, die an sich schon wenig gewesen wären, aber die auch wegfielen, da der produzierende Fernsehsender neue Maigrets mit Bruno Crémer drehte. Der bekam, ganz im Unterschied zu den 45 000 Mark für Richards Maigret, 230 000 pro Folge gezahlt.

Eine gute Charakterisierung war in der Süddeutschen zu lesen »70 Folgen lang hat uns Monisieur Maigret in den Siebziger Jahren manch herrlich-schwarzen Fernsehfreitag beschert. Er zeigte uns das alte Paris im Augenblick seines Verschwindens: Als die berühmten Hallen längst dem ersten Vorboten postmoderner Konsumtempel gewichen waren, da drang im Film noch warmer Nebel aus den Gullideckeln und weckte in uns eine melancholische Seine-Sucht. Und als sei das morgendliche Paris nicht schon verhangen genug, mischte sich dazu noch Pfeifenrauch.«

Richard wurde am 18. April 1921 in Bessiness geboren. Er begann als Comic-Zeichner, betätigte sich für die Truppenbetreuung im besetzen Deutschland und versuchte sich auf anderen Kulturfeldern: so ist zu erwähnen, dass er Operetten sang und Bücher schrieb. Bei dieser Vielzahl von Tätigkeiten wundert es nicht, dass er sich nur durch seine schauspielerische Karriere einen Namen machte (100 Filme, zum Beispiel »Es muss nicht immer Kaviar sein«). Er gründete beispielsweise den ersten Erlebniszoo Frankreichs (Ermononville) und wurde auch durch einen nach ihm benannten renomierten Zirkus bekannt, den er bis 1978 leitete.

Jean Richard starb am 13. Dezember 2001.