Mit Hitler im Fahrstuhl


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Das Jahr schließt mit einer satten Neuigkeit: eine bisher nicht in Deutschland veröffentlichte Reportage hat ihren Weg zu den deutschen Lesern gefunden. Diese Reportage ist keine Neuentdeckung im klassischen Sinne. Zitate über den Simenons Begegnung mit Hitler und Deutschland im Jahr 1933 fanden sich schon in Biographien, die seit über zehn Jahren auf dem Markt sind. Nun wurde die Reportage von Simenon in dem Band »Reisen ins Reich« (Herausgeber: Oliver Lubrich) veröffentlicht.

In dem Band sind auch andere Berichte ausländischer Autoren über Deutschland zwischen 1933 bis 1945 zu finden.

1933 bereiste Simenon Europa und besuchte dabei unter anderem das Polen, Baltikum und die Sowjetunion. Seine Berichte erschienen in der Zeitschrift »Voilà« in einer siebenteiligen Artikelserie mit dem Namen »La génération de désordre« (dt. »Die Generation des Durcheinanders«) – Zeugnisse dieser Reise sind auch in den Bildbänden zu Simenons Fotographie zu finden.

Wie dem Begleittext zu dem Artikel zu entnehmen ist, hatte entweder Simenon oder der betreuende Redakteur eine ganz eigene Art von Humor, man kann es allerdings auch Weitsicht nennen. In dem Artikel ist das Bild eines Mannes abgebildet. Die Bildunterschrift: »Das ist nicht Hitler, aber er ähnelt ihm. Das ist Kürten, der Vampir von Düsseldorf.« (weitere Informationen: www.nrw2000.de).

Simenon stellt in seinem Artikel fest, dass Hitler und die Umstände seiner Machtergreifung von allen verkannt worden sind. Viele der Berichterstatter aus Deutschland hätten sich nicht vorstellen können, dass die Nationalsozialisten so weit gehen könnten. Abschließend stellt er fest: »Keine individuellen Sorgen, keine Theosophie-, Esoterik- oder Erotikbücher sind mehr nötig. Man braucht nur nach den Klängen der Musik zu marschieren und “Hoch! Hoch! Hoch! zu rufen, um den großen Schauder zu empfinden.

Die Reportage ist in oben erwähnten Band zu finden, der in der Reihe »Die andere Bibliothek« von Hans Magnus Enzensberger (Eichborn) erschienen. Der edel aufgemachte Hardcover-Band kostet 30 Euro. An der Stelle sei nicht verschwiegen, dass auch die anderen Berichte und Briefe aus dem Buch sehr lesenwert sind, um sich ein Bild von der damaligen Zeit zu machen.