Über die Story

Die Anfangsszene in diesem Buch ähnelt ein bisschen der von »Maigret und Inspektor Griesgram«. Sie spielt in der Zentrale der Polizei, in der Wachtmeister vor einer Tafel mit blinkenden Lichtern sitzen, beobachtend, was sich in der Stadt so tut. Die Stimmung ist weihnachtlich an diesem Heiligen Abend.

Nun ist es so, dass in Frankreich die Geschenke erst am nächsten Morgen verteilt werden, die Eltern am Abend also noch die Chance haben, Geschenke zu besorgen (es wird in dem Zusammenhang davon berichtet, dass die Kaufhäuser bis Mitternacht auf hätten) und für die Kinder noch eine Nacht voller Aufregung. In der Zentrale unterhält man sich darüber, dass man damals immer Blutwurst an Weihnachten gegessen hätte. Somer beklagt in diesem Zusammenhang, dass es zum einen keine richtigen Winter mehr gäbe (also weiße Weihnachten) und die Blutwurst auch nicht mehr das sei, was ihm seine Mutter vorzusetzen wusste.

Lecœr sah des etwas nüchternder. Der Mann war seit Jahren bei der Polizei, ein Urgestein. Er mochte die Nachtschichten und er konnte das auch, da er Junggeselle war. Die Kollegen hatten keine Skrupel, ihn zu fragen, wenn sie eine Schicht tauschen wollte. Und Lecœr war ein liebenswürdiger Mensch, der sich dazu gern bereit erklärte. Er hatte die Angewohnheit, alle gemeldeten Verbrechen mit einem Kreuzchen in seinem Notizbuch zu katalogisieren. So konnte er einem innerhalb von wenigen Sekunden sagen, wieviel Morde in der Stadt im letzten Jahr passiert waren.

An diesen Abend schneite auch Janvier herein. Der junge Inspektor wartet darauf, dass der Serienmörder wieder zuschlägt. Die Mitarbeiter der Mordkommission vermuten das, weil er meist an Sonn- und Feiertagen zu geschlagen hatte.

Dann begann das Merkwürdige:

»Hallo? Javel«
Eines der Lämpchen des 15. Arrondissements war angegangen, und zwar in Richtung Quai de Javel, in dem Industriegebiet.
»Ist Ihr Wagen losgefahren?«
»Wir wissen noch nicht, was los ist. In der Rue Leblanc wurde die Scheibe einer Notrufsäule eingeschlagen.«

Das war nur die erste Notrufsäule. In kurzem Abstand wurden immer wieder an diesem Weihnachtsmorgen Notrufsäulen eingeschlagen. Lecœr bemerkt bald, dass die Strecke des Notrufsäuleneinschlägers so angelegt ist, dass große Straßen und Kreuzungen gemieden werden, ebenso wie zum Beispiel Polizeireviere. Der Weg führt auf einem Zickzack-Kurs durch Paris.

Dann trudelt nicht nur die Meldung ein, dass in Javel eine alte Frau umgebracht wurde, sondern er bekommt auch mit, dass die alte Frau, die Schwiegermutter seines Bruders ist, mit der er seit Jahren verkracht ist, da sie ihm die Schuld am Tod der Tochter gibt und kurze Zeit später steht auch schon Kommissar Saillard in der Tür, der den Fall untersucht, da er in seinem Arrondissement passierte.

Lecœr verhört Lecœr, seinen jüngeren Bruder, der aus ganz anderem Holz geschnitzt war und erfährt, dass sein Bruder seine Arbeit verloren hat und am Abend vorher bei der alten Fayet gewesen war, um sich Geld zu borgen. Aber die Sorge um die Aufklärung und eine mögliche Schuld seines Bruders verschwindet, als er und seine Kollegen herausbekommen, dass der Notrufsäuleneinschläger sein Neffe ist. Warum tut der das?