Über die Story

Ein verschlafenes Städtchen ist Furnes, ein bisschen entfernt von den Bädern der Küste, die auch zu dieser Zeit schon sehr gut angenommen wurden. In diesen entstanden kleine Villenviertel, in denen sich im Sommer die Reichen und Schönen tummelten. Im Winter war es dagegen ausgestorben. Eine Entwicklung, die sich nicht jeder wünschte, denn die Konsequenzen waren klar: der Boden, auf dem die Villen entstanden, war Ackerland, dass die Menschen dem Meer abgerungen hatten. Die Menschen, die den Grund und Boden verlassen müssten, würden nicht in die Villen ziehen, soviel war klar, aber nicht jeden. Derjenige, der ein bisschen Klarblick besaß, erkannte auch, dass der Markt von Furnes am Wochenende immer mehr aussterben würde: denn wer würde etwas anbieten können, wenn es nichts produziert wurde?

Joris Terlinck ist durchaus ein Mann mit Klarblick. Ein kluger Mann, der es durch seinen Weitblick zu viel Macht und Reichtum gebracht hat. Man nannte ihn den Baas, was mit Respekt zu tun hatte, und mit Angst. Was dem Mann völlig fehlte, war eine gewisse Menschlichkeit. Alles untersuchte er, ob es einen Nutzen hatte (noch nicht einmal unbedingt einen Nutzen für ihn), wenn dieser Nutzen fehlte, dann war dieser Punkt auf seiner Tagesordnung durchgefallen.

Er scheute sich nicht, gleich in jungen Jahren seine Frau zu hintergehen: heraus gefallen ist eine Zigarrenfabrik, die äußerst lukrativ war. Terlinck hatte keine Skrupel seine Machtspielchen auf den sensibelsten Feldern auszutragen: nur einer wie er, kann Bürgermeister werden.

Heute ist Veurne, wie es auch genannt wird, ein kleines Städtchen mit ungefähr 12000 Einwohnern. Ein sehenswerter Markt mit einem durchaus sehenswerten Rathaus. In diesem Rathaus saß soll nach dem Roman Terlinck gesessen haben und die Geschicke der Stadt gelenkt haben. In der heutigen Zeit wäre er mit seinen Methoden nicht sehr weiter gekommen, und wenn man es so betrachtet, so merkt man schon nach den ersten Seiten, dass er nicht viele Freunde hat. Weder in der Stadt noch in der Familie.

Eines Abends kam der Claes zu ihm ins Haus. Das empfand der Bürgermeister schon als ungehörig, zumal der junge Mann noch nicht allzulang bei ihm arbeitet. Ungern hört er sich an, was der junge Mann von ihm will: einen Gehaltsvorschuss.

»Wenn Sie mir nicht die tausend Francs geben, bringe ich mich um…«
»Ja?« staunte Terlinck mäßig und hob den Kopf. »So etwas wirst du wirklich tun?«
»Ich muss… Ich schwöre Ihnen, Baas, dass ich dieses Geld unbedingt brauche…«
»Hast du wenigstens einen Revolver?«

Diese Frage wurde von dem jungen Mann mit einem stolzen Ja beantwortet, das bringt aber den Bürgermeister nicht dazu, dem jungen Mann einen Vorschuss zu gewähren. Denn er hat erfahren, um was es geht: Die Tochter seines Lieblingsfeindes - Léonard Van Hamme - war geschwängert worden und mit dem Geld wollte Claes die Abtreibung bezahlen. Er hat dabei nicht berücksichtigt, so mies kann man eigentlich auch nicht denken, dass Terlinck diese Nachricht fast erfreut aufnahm, denn sie ließ sich auf jeden Fall politisch ausschlachten. Die Tochter des Vorsitzenden der Konservativen ließ sich vorehelich und in jüngsten Jahren, denn sie war noch keine 18 Jahre alt, von einem kleinen Arbeiter schwängern. Da möge doch bitte der Herr Van Hamme nochmal etwas sagen!

Claes zieht ab und macht sein Vorhaben war. Durch ein Fenster schießt er auf seine Geliebte, verletzt diese schwer, bevor er sich selbst richtet. Nun sind einige der Figuren Simenons ja durchaus von solchen Erlebnissen schwer beeindruckt, machen sich Vorwürfe und versuchen, den Schaden gut zu machen oder zumindest zu mildern. Terlinck gehört nicht dazu. Die Ideen, die er sich während des Gesprächs mit dem jungen Angestellten hatte, setzt er in der folgenden Zeit ohne Skrupel - Léonard Van Hamme wird vom Bürgermeister endgültig demontiert.

Um ein Zitat leicht abzuwandeln: Es kann nur einen Baas geben.