Lis Künzli – »Bahnhöfe«


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Für Fernweh brauche ich nicht viel: Wenn ich auf meiner Couch liege und an die Wand starre, sehe ich zwei große Schwarz-Weiß-Bilder, auf denen Bahnhöfe bzw. Lokomotiven abgebildet sind. Natürlich hält sich das manchmal mit dem Fernweh in Grenzen, aber Bahnhöfe erzeugen schon einen »Ich will mal wieder weg«-Reflex.

Egal, was für einen Ruf die Bahnen haben, angefangen was die Pünktlichkeit angeht über mangelnde Sauberkeit und manchmal merkwürdige Höflichkeits-Begriffe. Trotzdem.

Klar, dass ich auf ein Buch anspringen würde, welches sich sowohl um Bahnhöfe wie auch um Simenon drehen würde. Gespannt blätterte ich durch das Buch aus dem Eichborn-Verlag, welcher als literarischer Führer angepriesen wird. Auf der Haben-Seite steht eine gute Aufmachung und eine ganze Reihe von wunderschönen, großformatigen Schwarz-Weiß-Fotografien.

Für mich hat es sich damit allerdings.

Um das Dilemma deutlich zu machen: Ich kenne es so, dass man Zitate in Büchern kursiv kennzeichnet. Diese Kennzeichnung erfolgt, um den Text hervorzuheben. Über längere Strecken wird man keinen Text kursiv laufen lassen, da die Lesbarkeit sehr darunter leidet. In »Bahnhöfe« ist es ein wenig anders: Die Zitate sind in normaler Schrift gesetzt, die Anmerkungen in kursiver Schrift. Man hat sich also, was die Typographie angeht, an die Lesbarkeit gehalten und den Textanteil, der bestimmend ist in der normalen Schrift gesetzt. Denn die Zitate überwiegen.

Die kursiven Erklärungen sind nur Übergänge von einem Zitat zum anderen, was sehr schade ist. Über den Gare du Nord beispielsweise erfährt man kaum etwas. So ist das Ganze weniger ein literarischer Reiseführer als vielmehr ein Lesebuch, was ein kleiner Unterschied ist.

Ich zweifel nicht daran, dass es Leute geben wird, die an diesem Buch ihre Freude haben werden. Mein Fall ist es aber nicht.