... mag ich, mag ich nicht


Kann sich jemand bei diesen langen und dunklen Abenden, die so ungemütlich kalt sind, vorstellen, dass sich irgendjemand haargenau danach sehnt? Die gramatikalisch nicht korrekte Antwort darauf wäre: »Nicht wirklich.« Wer kann, flüchtet aus der Kälte und Ungemütlichkeit in die Sonne und Wärme, zum Beispiel nach Spanien. Luis Bunuel zum Beispiel sagte: »Ich liebe den Norden, die Kälte und den Regen. Darin bin ich Spanier. In einem dürren Land geboren, kann ich mir nichts Schöneres vorstellen als endlose feuchte, nebelverhangene Wälder.«

In einem kleinen Band hat Diogenes die Antworten auf das Spielchen »mag ich, mag ich nicht« zusammengefasst, die im jährlichen Tintenfass-Magazin des Diogenes-Verlages erschienen sind. Heraus gekommen ist ein sehr unterhaltsames Büchlein, mit dem man sich wohlfeil bei der trüben Wetterlage die Zeit vertreiben kann, und immer wieder lächeln muss. Geantwortet haben Fellini, Irving, Suter und McEwan, um nur einige von den Herren zu nennen. Von den Damen wäre Ingrid Noll, Donna Leon und Patricia Highsmith zu nennen. Immer wieder wird man überrascht, wenn zum Beispiel ein Schriftsteller bekennt, dass er sich freut im Flugzeug jemanden zu entdecken, der ein Buch von ihm liest, um sich dann ganz schnell wegzuducken.

Das Ganze wäre schön und nett, aber nicht unbedingt eine Nachricht wert, wäre nicht Simenon auch irgendwie mit von der Partie. Eigentlich ist die Nicht-Existenz seiner Antworten, die Art, mit der er von der Partie ist. Daniel Kampa hat ein Nachwort geschrieben, in der es die Erklärung gibt, warum Simenon nicht in diesem Band zu finden ist. Eine Regel besagte, dass es sich um maximal 40 verhasste oder geliebte Angelegenheiten handeln sollte. Simenon arbeitete mit der ihm üblichen brillanten Knappheit und schrieb: »Was ich mag, ja, was ich liebe: lieben. Was ich nicht mag: warten.« Er befindet sich damit in trauter Gesellschaft von Heinrich Böll, der den Fragebogen auch nicht publizierungswürdig formulierte.