Über die Story

Eine der bekanntesten Erzählungen Simenons, verfilmt mit Simone Signoret und Jean Gabin. Letzterer ist uns altbekannt als Maigret-Darsteller und auch Simone Signoret scheint eine gewissen Vorliebe für Simenon zu haben, hat sie doch in der Verfilmung von »Die Witwe Couderc« (Filmtitel: »Der Sträfling und die Witwe«) mitgespielt.

Jean Gabin wird als Emile noch so ungefähr getroffen, als ein ehemaliger Bauarbeiter und späterer städtischer Angestellter, aber Simone Signoret als Marguerite könnte als glatte Fehlbesetzung durchgehen, wird doch die alte Dame als zierlich beschrieben und Simone Signoret ist so ziemlich vieles, aber in dem Film »Die Katze« ist sie kaum zierlich zu nennen (was natürlich nur Äußerlichkeiten betrifft, schließlich ist sie eine meiner Lieblingsdarstellerinen). In Prisma ist folgendes nachzulesen:

Einen ehemaligen Schriftsetzer und seine Frau, die einst eine schöne Zirkusakrobatin war, verbindet nach 25 Ehejahren nur noch Haß. Ihr kleines Haus ist vom Abbruch bedroht, da in der Gegend ein modernes Wohnviertel errichtet wird. Bei ihrem quälenden Versuch, ihren gleichgültigen Mann an sich zu binden, schreckt die Frau vor nichts zurück - mit unvorhersehbaren Folgen…

Da hat irgendjemand die Romanvorlage Simenons ziemlich frei bearbeitet oder es ist eine falsche Beschreibung: Schriftsetzer ist Emile nicht und Marguerite ist keine ehemalige Zirkusartistin sondern Tochter eines gescheiterten Keksfabrikanten und Witwe eines Musikers (der im übrigen ein sehr feinsinnigen Mensch war, was man von Emile nicht sagen kann). Gearbeitet hat sie wohl ihr Lebtag nicht, die einzige Beschäftigung besteht in der Verwaltung der Häuser. Beide waren schon einmal verheiratet, er in eine derbe Hausfrau, mit der er allerdings jede Menge Spaß hatte, wie die Erinnerungen zeigen, sie, wie erwähnt, mit einem feinsinnigen Musiker, der auch Konzerte gab. Die Ehe zwischen Marguerite und Emile dauert mitnichten fünfundzwanzig Jahre – ihre Ehe ist viel früher gescheitert.

Es beginnt mit einem Rohrbruch, den Emile Bouins von seinem Zimmer aus beobachtet. Seit seine Frau an den Spätfolgen eines Unfalls gestorben ist, hat er nicht mehr viel zu tun und hat sich bei einem jungen Ehepaar eingenistet. Er bietet der Marguerite seine Hilfe an und der Rohrbruch ist innerhalb von kürzester Zeit repariert. Er trinkt Wein und wird in der folgenden Zeit von seiner Nachbarin häufiger eingeladen. Irgendwann entschließt man sich, zusammen zu ziehen und heiratet. Ob es nun wirklich Liebe ist, was die beiden zusammenbringt, darf bezweifelt werden: Emile sucht Geselligkeit, sie sucht Sicherheit. Ihn stört, dass nichts mit »Liebe machen« ist; sie stört die Katze.

Eines Tages erkrankt er und als er halbwegs gesundet ist, stellt er fest, dass seine Katze vergiftet im Keller liegt. Sein Verdacht steht fest: das kann nur seine Frau gewesen sein. Wer sonst? Er rächt sich: als er allein im Wohnzimmer ist und reißt dem Papageien seiner Frau ein Großteil seiner Federn aus. Diese Attacke überlebt dieser nicht – sein Frauchen lässt ihn daraufhin ausstopfen und lässt ihren Mann wissen:

ICH HABE ÜBER ALLES NACHGEDACHT: ALS KATHOLIKIN IST ES MIR UNTERSAGT; AN EINE SCHEIDUNG ZU DENKEN. GOTT HAT UNS ZU MANN UND FRAU GEMACHT, UND WIR MÜSSEN UNTER EINEM DACH LEBEN. JEDOCH VERPFLICHTET MICH NICHTS DAZU, MIT IHNEN ZU REDEN, UND ICH BITTE SIE INSTÄNDIG, AUCH IHRERSEITS DAVON ABZUSEHEN.

Von da an fliegen nur noch so die Zettelchen, jeder lebt sein Leben neben dem anderen her und versucht den Ehepartner (kann man das noch so nennen?) einzuschüchtern. Bis Emile genug hat und eigene Wege beschreitet…

Die Idee selber ist soweit hergeholt nicht: Simenons Mutter und ihr zweiter Ehemann verstanden sich nur kurze Zeit sehr gut. Später, er warf ihr vor, nur auf ihre Pension aus zu sein, kommunizierte man nur noch über Zettel. (Nachzulesen in: »Brief an meine Mutter«)

Egal ob man den Film schon gesehen hat oder nicht, dass Buch muss man gelesen haben.