Über die Story

Maurice ist junger Rechtsanwalt. Er hat noch nicht plädiert, das ist wohl sein Nachteil. Er sieht aber sehr gut aus und fährt tolle Autos. Die beiden letzten Tatsachen dürften die Kriterien für die Verliebtheit Annettes sein. Die hat sich in Maurice unsterblich verliebt und beobachtet sein Eskapaden mit Argusaugen. Ach ja: die Verliebtheit beruht nicht auf Gegenseitigkeit. Es schaute ganz so aus, als würde Maurice Annette überhaupt nicht wahrnehmen.

Von einem Tag auf den anderen eskalieren die Ereignisse: Annette beschließt sich an der Dame, die er an Maurices Seite sieht, zu rächen. Dazu dringt sie in deren Hotelzimmer ein, zerreißt den Morgenmantel der Dame (sowieso recht dürftig und durchscheinbar) und zerschneidet den Mantel (der ein billiges Imitiat aus Kanninchenfell war). Nach dieser Verwüstung zieht sie befriedigt von dannen, wissend, dass im Ort (La Rochelle) ein ordentlichen Wirbel geben dürfte.

Zu Hause haben sich mittlerweile die Eltern Gedanken über das weitere Schicksal von Annette gemacht und beschlossen, dass es Zeit wäre, dass ihre Tochter einen anständigen jungen Mann kennenlernt, zum Beispiel Bernard, den Sohn eines Freundes des Vaters. Bernard macht einen zruückhaltenden Eindruck, ist wahrscheinlich beeindruckt von dem Appetit Annettes. Kurze Zeit später sollte Annette ein Licht aufgehen: bei Bernard handelte es sich um den jungen Mann, in dessen Zimmer sie im Hotel gestolpert ist und der sie auch prompt erkannt hat. Auch er hatte von dem Skandal gehört.

Annette ist eine Meisterin der Improvisation und erzählt Bernard, dass sie ihr Schicksal in seinen Händen liegen würde. Maurice, ein Rechtsanwalt, hätte sie in der Hand und würde sie mit Briefen eindeutiger Art, erpressen. Bernard, eigentlich lammfromm, verspricht sich ins Zeug zu legen. Da zu hat er dann am darauffolgenden Tag Gelegenheit.

Da Annette das Talent hat zu improvisieren, aber dabei nicht die Folgen durchdenkt, geht dieser Schuss nach hinten los.

Mir scheint, in dieser Geschichte hat Simenon die leichte Muse geküsst. Sie ist völlig untypisch für das Werk von Georges Simenon. Es wundert mich nicht, dass die Erzählung umgehend verfilmt worden ist. Sie passt in das Komödien-Schema der damaligen Zeit.