Über die Story

P.M. wird er in der Gegend genannt und so hat er sich einigermaßen erschrocken, als man ihn plötzlich mit Pat anspricht, dem Namen, dem man ihm als Kind gab und von dem er sich getrennt hat. Es war ein Verbindungsstück in seine ärmliche Vergangenheit, die er nur zu gern vergessen wollte. Es gab nicht viele Menschen aus der Vergangenheit, die ihn aufsuchen wollten, und die, die es taten, hatten sicher etwas auf dem Herzen.

So steht P.M. eines schönen Tages seinem Bruder Donald gegenüber, ein Stück Vergangenheit, dass er peinlich berührt versteckt hielt. Es war ein ziemlicher Schock für den angesehenen Bürger P.M., denn hatte man seinen Bruder nicht wegen eines Polizistenmordes oder eines versuchten Mordes ins Gefängnis gesteckt. P.M. durchfuhr sicher ein eiskalter Schauder: sein Bruder konnte nur aus der Haft entflohen sein, denn nach so wenigen Jahren gab man nicht einen Polizistenmörder (und sei es nur einen, der es versucht hatte) frei.

Aber Donald will nicht viel: für kurze Zeit eine Unterkunft, ein wenig Geld für seine Frau und Hilfe bei der Flucht nach Mexiko. Besser noch: der Flüchtling möchte so schnell wie möglich aus dem Tal verschwinden. Leider hatte er die Rechnung ohne die Naturgewalten gemacht…

Die örtliche Zeitung hatte schon einen Wettbewerb ausgeschrieben, in dem die Einwohner wetten konnten, wann es anfangen würde zu regnen. Das Land sehnte sich nach Wasser und wenn die Gewitter kamen, schwoll der Fluss an und man war unter Umständen Tage von dem Rest der Welt abgeschnitten.

P.M. kam an diesem Abend aus der Stadt und hatte die ersten Regentropfen genossen. Er musste die schlechte Nachricht an Donald weitergeben, dass es nicht so aussah, dass er in absehbarer Zeit über den Fluss käme. Und an diesem Punkt kommen wir zu einem wunden Punkt, was Donald betrifft: er kann sich solchen logischen Argumentationen leicht entziehen. Ihn interessiert nicht, was für Probleme ein Flussübertritt bedeutet. Für ihn zählt nur die Flucht.

Zwischen P.M. und Donald bauen sich von der ersten Sekunde ihrer Wiederbegegnung an Spannungen auf, die etwas gewalttätiges haben. An P.M. liegt es sicher nicht: er ist ein typischer Mann, der in eine Ehe lebt, und nichts mehr als seine Ruhe schätzt. Donald dagegen kommt aus einer gewalttätigen Umgebung und hat nach vielen Rückschlägen im Leben auch nur ein Ziel: Ruhe in der Familie zu finden. Er ist bereit dafür Opfer zu bringen, zum Beispiel seinen Bruder. Ohne großes Überlegen muss erkennt Donald, dass sein Handeln seinen Bruder in äußerste Bedrängnis bringt. Es ist ihm aber egal.

Von seinem Bruder hatte P.M. seiner Frau Nora nie etwas erzählt. Seit P.M. im Gefängnis saß, verbot sich das von selbst. Seine Stellung im Tal ließ es nicht zu, dass er jemanden zu seiner Familie zählte, der wegen (versuchten) Mordes saß. (Eine eigenwillige Ansicht, da später berichtet wird, man hätte in dem Tal ein lockeres Verhältnis zu Recht und Gesetz – viele Bewohner hätte in ihrem Stammbaum Familienangehörige, die aufgrund des einen oder anderen Deliktes kurzerhand gehängt worden wäre. Man sah es also nicht unbedingt als Schande an. Andererseits: die Zeiten ändern sich schnell und das was gestern verpönnt war [unverheiratet Kinder bekommen], ist kurze Zeit später Normalität – umgekehrt geht es genauso.) So stellt er seinen Bruder als Eric vor, jemanden, den er noch aus seiner Kindheit und Schulzeit kennen würde. Der wäre ins Tal mit Freunden gekommen, die nach Mexiko wollten, und er hätte sich absetzen lassen, um seinen alten Freund zu besuchen.

Eine krude Geschichte, die noch dadurch Kanten bekam, dass P.M. erzählte, sein Freund dürfte keinen Alkohol zu sich nehmen, er wäre dann hochgradig gefährdet und anderen Leuten erzählt P.M. in einem unbedachten Moment, dass sein Freund unter Anfällen leidet und sich dann nicht beherrschen kann. Solang die Stimmung gut ist, nehmen die Freunde von Nora und P.M. das so hin.

Im ersten Abschnitt des Buches muss der Rechtsanwalt bemerken, wie er eine immer größere Wut auf seinen Bruder aufbaut, wie er gezwungen ist, sich für sein Leben, für seinen Erfolg gegenüber seinem Bruder zu verteidigen. Jeder hat im Leben seine Chancen, sagt sich P.M., er hätte sie durch harte Arbeit genutzt. Sein Bruder hatte ebenfalls diverse Chancen und hatte nicht den gleichen Erfolg. Nun scheint es P.M. so, als wolle Donald ihn für seinen Mißerfolg haftbar machen.

Und dann gibt es etwas wie Eifersucht: P.M. muss beobachten, wie sich seine Frau und eine gute Freundin seines Bruders annehmen. Sie sprechen von einer gewissen Traurigkeit in den Augen, ein Aspekt, der Frauen weich machen kann. Nun muss P.M. daran denken, dass die Frauen nicht zu weich werden sollten. Schließlich ging es um seinen Bruder, aber verflixt!: das hatte er ihnen ja nicht gesagt. Das etwas in seiner Geschichte nicht stimmte, das war aber sowohl Lil Noland, der Freundin, wie auch Nora klar. Sie ließen dies auch P.M. spüren.

Auf einer Party der Nolands kommt es zum Eklat. Der Mann Lils hatte mitbekommen, dass sich seine Frau recht auffällig für den Fremden namens Eric interessierte. Er nahm dieses weder seiner Frau noch Eric (aka Donald) übel, sondern demjenigen, der ihn in das Tal gebracht hatte: P.M. Von einer Sekunde zur anderen kam es zu einem Streit, in dessen Folge P.M. von Larry Noland geschlagen wurde. Die Schlägerei war Sekunden später zu Ende, denn P.M. hatte Noland innerhalb weniger Augenblicke zu Boden geschickt und wurde von den anderen an weiteren Schlägen gehindert. Da trat sein Bruder auf ihn zu und nun kam es zwischen den beiden zu einer Prügelei. Diese wurde aber noch schneller unterbunden, denn keiner wollte eine Schlägerei in diesem feinen Haus.

P.M. wird von seiner Frau nach Hause gebracht und Donald verschwindet. In diesem Moment dreht die Geschichte und nimmt einen anderen Verlauf.

Das merkwürdige ist: Donald ist der Outlaw mit Familie und eigentlich sollten ihm die Sympathien nur so zufliegen. Das tun sie vielleicht bei den Damen des Tales, mir als Leser ist P.M. lieber. Soweit man es beurteilen kann, ist P.M. ein rechtschaffener Mensch, um mal einen altmodischen Ausdruck zu verwenden. Es ist immer lohnend, wenn man sein Leben und sein Lebensstil von Zeit zu Zeit auf den Prüfstand stellt. Für P.M. gab es aber überhaupt keinen Grund, zurückzutreten und zu sagen, ich muss mich für mein Leben schämen.