Über die Story

Vergiftungen können ja sehr interessant sein. Erinnert sei in diesem Zusammenhang an die Erzählung »Herr Montag«, eine der schönsten Maigret-Erzählungen überhaupt. Diese Erzählung zu beschreiben, ist reine Chronistenpflicht – ich würde sagen, sie ist langweilig, wenig fesselnd und wird nur deshalb zu Ende gelesen, weil sie keine zwanzig Seiten lang ist.

Vielversprechend fängt es an. Die Verhöre dauern schon seit Stunden, die Verhörte – Nicole Lamure – gibt keinen wesentlichen Ton von sich. Ihr Schwager sitzt im Vorzimmer, wartet und ist schwer entnervt.

»... Im vierten Stock, in einem Hinterzimmer der Wohnung, finden wir die auf dem Boden liegende Leiche der Louise Voivin. Dr. Blind, den die Familie eine halbe Stunde zuvor geholt hatte, erklärte, sie sie vor einigen Minuten unter entsetzlichen Krämpfen gestorben. Ihr Tod ist ihm zufolge eindeutig das Resultat einer Vergiftung (die ein Verbrechen oder ein Unfall sein kann.) Diese Vergiftung wurde zweifellos durch eine hohe Dosis von Digitalin bewirkt.«

Nicole behauptet, sie könne sich nicht vorstellen, dass ihr Schwager – Ferdinand – seine Frau umgebracht habe. Allerdings, das betont sie auch, hätte sie ihre Schwester auch nicht ermordet. Schon schwierig, denn Dritte hatten zu diesen Haushalt keinen Zugang. Selbstverständlich hätte sie ihren Schwager geliebt. Ohne Umschweife gibt sie das zu, was Maigret schwer zu schaffen macht.

Die Verstorbene hätte von der Affäre etwas erfahren, sei schwer eifersüchtig gewesen und hätte den beiden Frischverliebten das Leben zur Hölle gemacht. Aber gleich deshalb jemanden umbringen?

Nun, irgendwer muss es ja gewesen sein – nicht wahr?